Mit Ginas SUPventures auf der Fulda unterwegs
Zur Abwechslung mal was Wildes
Nach der Mosel wollte ich einen schmaleren, naturbelasseneren Fluss unters Board nehmen. Auch landschaftlich sehnte ich mich nach Abwechslung. Statt der Weinberge und der Weite des breiten, relativ voraussehbar und träge dahinfließenden Stroms sollte es nun die Fulda sein. Die Unterschiede konnten kaum größer sein …
Respekt vor der Berufsschifffahrt
Doch vorab noch ein Wort zur Mosel. Die einzige Herausforderung, sie erfahrenen SUPern bietet, ist die Begegnung mit der Schifffahrt. Wer sich auf stark befahrene Bundeswasserstraßen wagt, sollte nicht nur die Befahrensregeln, die Beschilderung, alle relevanten Gesetze sowie das Verhalten (Geschwindigkeit, Ausholen, Bremsen, Signalgebung etc.) der Großsschiffahrt kennen - auch die „Ideen“, die in den Köpfen von Motorbootfahrern entstehen, sollte man antizipieren können. Es schadet also nicht, eine entsprechende Ausbildung zu machen, zumindest aber sich genau zu informieren, welche Rolle man als SUPer zugesprochen erhält und welche man freiwillig einnehmen sollte.
Technik und Material müssen stimmen
Die Fulda fordert SUPer anders. Hier gilt es, in leichtem Wildwasser (WW I bis II) sicher agieren zu können. Steuer- und Ziehschläge zu beherrschen ist Pflicht, Stromschnellen und Schwellen sollte man sicher SUPen, Kehrwasser souverän anpaddeln können. Der linke der beiden Zubringer zur Weser ist relativ flach (Pegelstand recherchieren!), Aufmerksamkeit ist also geboten, um bei Aufsetzern mit der Finne keinen „Köpfer“ zu machen. Passieren kann das zwischen Fulda bis kurz vor Kassel ziemlich häufig; mit zunehmender Annäherung an die Mündung wird das Wasser aber tiefer. Dafür ärgerte mich meterlanges Seegras, das mir auf meiner Königsetappe (47 Kilometer in sieben Stunden) über rund zehn Kilometer das Vorankommen extrem erschwerte. Die Überlegung, welche Finne man montiert, steht also ebenfalls im Vordergrund, wenn man die Fulda beSUPen möchte. Ich empfehle eine billige Weed-Finne, die finanziell keine großen Löcher ins Budget reißt.
Im Einklang mit der Natur
Landschaftlich ist die Fulda ein Traum. Ich paddelte tagelang in unzähligen engen Schleifen völlig allein durch dichtes Grün, vorbei an Enten- und Schwanfamilien, Reihern und Störchen. Ich schlich unmittelbar an einem trinkenden Rehbock vorbei, paddelte mit Bibern und tauchte in eine weitgehend sich selbst überlassene Natur ein, die mich staunen ließ. Immer wieder musste ich mir klarmachen: Das ist nicht der Amazonas, das ist ein Gebiet, das in unmittelbarer Nähe einer ICE-Strecke und einer vielbefahrenen Autobahn liegt! In diesem Zusammenhang sollte ich potenzielle Nachpaddler darauf hinweisen, dass man sich hier durch Naturschutzgebiete bewegt bzw. an ihnen vorbei. Dieses Privileg verpflichtet jeden Einzelnen zu entsprechender Rücksichtnahme und ruhigen Bewegungen. Je stiller man selbst ist, desto lauter klingt das Orchester, das sich einem präsentiert.
Auf mich allein gestellt
Ärgerlich ist die schlechte Infrastruktur für Solo-Paddler, wenn es um die Bewältigung von Wehren geht. Es gibt zwar Bootsschleusen, diese aber sind von einer Person nicht zu bedienen. Drei von vier Wehren verfügen nicht über Aus- und Einstiegsstellen, die man als solche bezeichnen kann. Hier völlig mit Seerosen zugewuchert, dort als Treppen ausgestaltet, anderswo fehlt die Möglichkeit, das Board oder Boot überhaupt wieder ins Wasser zu bekommen. Meine Plackerei mit insgesamt rund 50 Kilo sperrigem Equipment brachte mir jede Menge Zuschauer und „witzige“ Kommentare ein, nicht aber Hilfsangebote.
Wer keine Ambitionen hat Flussmündungen zu erreichen, sollte die Fulda-Tour vor Kassel beenden oder an geeigneter Stelle in Bahnhofsnähe. Die Durchfahrt durch diese Stadt macht schlicht keinen Spaß und ist üble Plackerei. Eine Schleuse - hier bestehen rechts hervorragende Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten - versperrt zudem den Weg. Nach Kassel wird es wieder grüner und ruhiger, bleibt allerdings mangels Strömung anstrengend.
Von Bad Hersfeld bis Kassel
Als Startpunkt der Tour empfehle ich Bad Hersfeld nach dem Wehr (in Fließrichtung rechts). Sichere Parkplätze gibt es an der Jugendherberge. Von dort aus ist die Einstiegsstelle in Gehweite gut erreichbar. Am Wehr oder auf dem Parkplatz der Kleingartenanlage sollte man sein Auto aus Sicherheitsgründen nicht abstellen, erklärte mir ein Einheimischer. Von hier aus bis kurz vor Kassel sind für ausdauernde Paddler drei Tage anzusetzen. Campingplätze sind bis zur Fuldaschleife gut verteilt, danach gibt es keinen mehr (der städtische Platz in Kassel wurde geschlossen).
Mein Fazit: Die Fulda ist ein Traum! Lässig für souveräne SUPer, perfekt zum Lernen für Flussrookies - letztere bitte aber keinesfalls allein. Schwimmweste und Körperleash mit Schnellauslösung sind ebenso Pflicht wie Schuhe. Wie immer gilt: steigender oder sinkender Wasserstand verändert innerhalb kürzester Zeit alles, also auch meine Beobachtungen und Erfahrungen.
Startpunkt: Fulda, Bootshaus Bad Hersfeld
Hinweise & Tipps: Ca. 3 Tage für ausdauernde Paddler.
Info zu Transfer zwischen Start- und Endpunkt:
Pausenmöglichkeiten:
Gefahren: keine Angabe
Eigenschaften: Fluss
Schreibe einen Kommentar
Verknüpfte SUP Spots
Fulda, Bootshaus Bad Hersfeld
HessenDas Bootshaus von Bad Hersfeld bietet mit seinem weitläufigen Steg eine optimale Zugangsstelle zur Fulda. Von hier aus kann flussabwärts…
SUP Spots in der Nähe
Fulda, Bootshaus Bad Hersfeld
HessenDas Bootshaus von Bad Hersfeld bietet mit seinem weitläufigen Steg eine optimale Zugangsstelle zur Fulda. Von hier aus kann flussabwärts…
SUP Yoga - Kurse/Events in und um Fulda
HessenLust auf Yoga und Fitness auf dem Wasser? ......ein neues Abenteuer :)Als WOGA Instructor - Yoga on Water suche ich einen SUP…
Creuzburg am Kanuverleih
ThüringenIn Creuzburg könnt Ihr am Kanuverleih am alten Sportplatz entspannt mit Eurem Board in die Werra einlegen. Dieser Spot ist…
SUP Verbote in der Nähe
Talsperre Klingenberg
HessenDie Talsperre Klingenberg in Sachsen dient der Trinkwasserversorgung der Stadt Dresden. Baden und Wassersport jeglicher Art ist daher nicht erlaubt.
SUP-Verbot Marbach-Stausee (temporär)
HessenDer Marbacher Stausee ist temporär wegen aktueller Corona Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen gesperrt.
SUP Verbot auf Halberstädter See
Sachsen-AnhaltAuf dem beliebten Badesee in Halberstadt sind SUP Liebhaber leider nicht willkommen.
SUP Touren in der Nähe
Auf der Werra von Creuzburg bis Treffurt
ThüringenDie Tour auf der Werra von Creuzburg bis nach Treffurt bietet sich ideal für Stand Up Paddling Touren an. In Creuzburg…
Twistesee Bad Arolsen
HessenDer Twistesee ist ein Stausee an der Twiste. Er liegt bei Wetterburg im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Er hat 76 ha…
Comments (4)
Gina hast Du super beschrieben.Werde ich sicher mal nachpaddeln.Solltest Du mal Begleitung suchen bin ich gerne dabei
Bin SUP-Neuling in heimischen Gewässern (bisher nur „Blut geleckt“ auf den Seychellen und Fort Lauderdale) mit Standort Kassel und als solches bei der Suche nach Tips für Einstiege auf deinem Beitrag gelandet.
Du machst mir Lust auf mehr, vielen Dank.
Dein Bericht und deine Fotos haben mich an was erinnert:
Letzten Herbst haben wir in Melsungen einem (Wander-?)SUPler beim Schleusen fasziniert zugesehen. Auf die Idee, dass er Hilfe gebrauchen könnte oder ich überhaupt helfen könnte, bin ich nicht gekommen. Du hast mir die Augen geöffnet, bei nächster Gelegenheit werde ich es wenigstens anbieten.
Update vom Mai 2023:
Die Infrastruktur insbesondere am Anfang ist aktuell nicht besonders gut instand gesetzt, d.h. man muss etwas flexibler mit Ausstiegen und Umtragen sein. Ansonsten eine super schöne Strecke! Wir hatten relativ viel Wasser in der Fulda, trotzdem mussten wir 2x umtragen, weil wir nicht genug Wasser zum Fahren hatten. Tipp: Wer Campingplatze bevorzugt, am besten vorher buchen, da es insbesondere am Wochenende im Sommer hier schnell voll werden kann.
Wir haben es in 3 Tagen bis nach Guxhagen geschafft 🙂
Hallo
Gerade liege ich ganz chilllext an der Fulda, auf meinem sup.
Ich wohne schon eine ganze Weile in Nähe des Wehrs bei Morschen, aber auf die Idee mal mit dem sup in die Fulda zu gehen… die kam mir erst vor zwei Tagen.
Ich wundere mich darüber, dass es hier überall so still ist… kein Mensch weit und breit.( außer mein Mann, der seine Angel im Wasser hat)
Gestern bin ich im Regen gefahren, es war herrlich. Ein wunderbares Naturerlebnis.
Lieben Gruß Ola