Kolumne – Abzocke billige SUPs

Aktuell werden – passend zum Start in die neue SUP-Saison – in den sozialen Medien vermehrt Anzeigen zu scheinbar extrem günstigen SUP Angeboten geschaltet. Nein, das Netz wird damit fast schon geflutet.

Egal, ob die SUPs von “HotIce.dk” oder ähnlichen Händlern/Importeuren (Marken kann man echt nicht sagen) kommen, da solltet ihr sehr vorsichtig sein. Also so in Richtung: eure Alarmglocken sollten schrillen. Erst recht, wenn die Marketingabteilung so Buzzwords und -sätze raushaut wie: “bestes Starter-Set des Jahres”, “nach deutschen Designstandards entwickelt” und halt “irgendwas mit Umwelt und Nachhaltigkeit”.
Wir haben uns mal ein paar Gedanken rund um das Thema Super-Duper-Billig-SUP-Abzocke gemacht: 

  1. Ein Händler, der seine Produkte direkt mit einem Preisabschlag von sagenhaften 50% bewirbt, ist schlicht unseriös. Oder die unverbindliche Preisvorstellung ist einfach der Fantasie der Marketingabteilung entsprungen. Klar, eine scheinbare Preisreduktion um 50%, dann auch noch auf einem leuchtend roten Zettel – wer wird da nicht schwach? Leider freut sich letztendlich nur der Händler, da er den Preis bekommt, den er für sein Produkt auch kalkuliert hat.
  2. Bietet der Hersteller/Händler 2 Jahre Garantie (Gewährleistung) oder wahnsinnige 101 Tage kostenlose Rückgabe an, dann ist das nur die gesetzliche Ausgangslage. Sagt aber nix über die Qualität aus. Im schlechtesten Fall gibt es den Händler nächstes Jahr schon nicht mehr – er hat ja seine Paletten voll PVC-Müll unters Volk gebracht. Dann nützt Euch die beste und längste Garantie nichts.
  3. Solche „Händler“ stampfen über Nacht einen Webshop aus dem Boden, dazu noch eine tolle Vita, ein bisschen was zum Thema Nachhaltigkeit. Dann werfen sie ihre Palettenware auf den Markt, machen ihren Reibach und verschwinden so schnell, wie sie aufgetaucht sind wieder vom Radar. Das merkt ihr auch daran, dass ein Impressum und ein Kontakteintrag fehlt!
  4. Solch günstige Preise kann man nur erreichen, wenn man extrem billig produzieren lässt.
    Und jetzt wird’s spannend: die Werke für aufblasbare SUPs stehen fast ausnahmslos in China. Je feuchter die Luft ist, wo das Werk steht, desto schlechter ist das für die Verarbeitung, vor allem für die Klebearbeiten. Die Lösung: die Werkhallen müssen voll klimatisiert werden. Das ist heute Stand der Technik und wird von allen etablierten Marken so gemacht. Die etablierten (besseren) Marken lassen das auch permanent überwachen (Produktionsmonitoring und Qualitätsmanagement).
    Kann man sich aber alles auch sparen. Und das machen die Billigheimer. Dann wird das Produkt deutlich billiger in der Produktion, billiger im Verkaufspreis und damit aber leider auch qualitativ merklich schlechter. Billigboards, in nicht klimatisierten Werkhallen produziert, neigen zum Platzen, da die Verklebungen nach einer gewissen Zeit aufgehen werden.
    Nicht klimatisierte Werkhallen bedeuten leider auch immer sehr schlechte Arbeitsbedingungen. Die Dämpfe der Lösungsmittel sind gesundheitsschädlich. Letztendlich werden Billigboards auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeiter produziert.
  5. Noch ein beliebtes Mittel: tolle Grafiken außen aufs Board drucken. Das kaschiert dann die grottigen inneren Werte von so einem Billig-SUP. Da wird dann gnadenlos am verwendeten PVC gespart. Das PVC ist einlagig, dünn und das innenliegende Gewebe von einfachster Machart. Auch der Drop-Stich, also die Nylonfäden, die die Ober- und Unterseite unserer Boards in Form halten, haben eine niedrigere Reißfestigkeit. Es werden weniger Fäden verwendet, etc., etc.
    Ihr seht, da ist richtig viel Einsparpotenzial vorhanden. Die inneren Werte seht ihr ja nicht! Aber hey, das Board hat halt ne geile Grafik…

Unser Appell an Euch:

  • geht zu eurem lokalen SUP Händler.
  • Lasst Euch beraten.
  • Kauft euch Boards von etablierten Marken, auch da gibt es welche mit Direktvertrieb. Selbst die großen Player bieten mittlerweile gute und preiswerte SUPs an.
  • Oder Ihr schaut mal nach einem gebrauchten Board aus dem Verleih oder von privat. Da sind echte Sahneschnitten für einen sehr fairen Preis dabei.

(Kolumne vom 09.04.2021)

Comments (4)

  • Anette von www.SUP-Goslar.de
    Anette von www.SUP-Goslar.de Reply

    Bravo- Danke für den Artikel, Andreas!
    LG und hoffentlich bis bald mal live!

    16. April 2021 at 23:05
  • Thomas von Airboard Reply

    Wow, Auf den Punkt gebracht! Da versteht einer die Materie. Insbesondere die Produktion und die Arbeit dahinter.
    Zu erwähnen ist auch das viele Billiganbieter aus dem Ausland operieren. Es fallen also nicht selten Zölle und Steuern an. Und was wenn ein solches SUP kaputt geht? Wohin wird es retourniert? Da nützen die 2 Jahre Garantie herzlich wenig. Und ein Fachhändler wird eine solche Reparatur auch lachend ablehnen.

    19. April 2021 at 20:01
    • Andreas
      Andreas Reply

      Danke Thomas für die Blumen!
      Das Thema “Zölle und Einfuhrsteuer” haben wir tatsächlich nicht beleuchtet. Bei mancher Marke schlägt gerade die Problematik mit dem aussereuropäisches Ausland, aka “Brexit” ziemlich durch. Davon sind leider auch sehr renommierte Firmen betroffen.
      Leider leidet darunter nicht nur der finale Endkundenpreis, sondern natürlich auch Garantie und Gewährleistung.
      Aber abgesehen von all den oben genannten Punkten: der Kunde ist letztendlich der Dumme. Man kann bei Billig-SUPs auch kurz zusammengefasst sagen: aussen hui, innen pfui.
      Andreas | SUPscout.de

      19. April 2021 at 21:45
  • WOGA Sup Yoga Academy Reply

    SUPer Berichtdisse Frage muss ich bei jedem meiner SUP Yoga Kurse beantworten!
    Vielen lieben Dank
    Sonnige Grüße von Julia und der WOGA Sup Yoga Academy aus Dresden

    26. April 2021 at 10:23

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