Mitternacht. Ich mache mich auf den Weg nach Hamburg. Mein Ziel: Speicherstadt und Hafencity. Das Revier ist mir mittlerweile schon recht vertraut, allerdings ist es heute aus zwei Gründen etwas ganz besonderes. Zum Einen werde ich erst um 01:00 Uhr nachts auf dem Wasser sein, und zum Anderen ist im Moment Blue Port. Es ist wohl jedem Hamburger bekannt, dass in diesen anderthalb Wochen der Licht Künstler Michael Batz den Hamburger Hafen und die Umgebung drum herum auf besondere Art in blaues Licht taucht. Und genau das möchte ich mir heute Nacht auf meinem SUP vom Wasser aus genießen.
Wie immer bei Fahrten auf der Elbe ist natürlich der Zeitpunkt bewusst gewählt. Schließlich wollen Ebbe und Flut beachtet werden. Am wenigsten Strömung ist generell ca. eine Stunde vorher und eine Stunde nach Hochwasser.
Als Ausgangspunkt habe ich wieder meinen Lieblingsspot gewählt. Eine Treppe in der Nähe der Deichtorhallen, schräg gegenüber des “Spiegel” Gebäudes. Die Gegend dort ist sehr gut beleuchtet und so sind Aufrüstung, natürlich samt Leash, und Einstieg flink erledigt. Nach nur wenigen Minuten geht es links ab, in den Wandrahmsfleet ab. Und dort erwartet mich auch bereits der erste großartige Anblick. Links und rechts des Weltkulturerbe “Wasserschloss” leuchten zwei blaue Brücken. Es ist wirklich ein ganz besonderer Anblick, an dem ich mich heute kaum satt sehen kann. Und immer wieder sind Brücken, Schiffe oder Häuser in ihren Konturen mit diesem besonderen blau erleuchtet. Dazwischen ein paar normale, bunte Lichter und dazwischen wiederum Dunkelheit. Zum Teil absolute Dunkelheit auf absolut dunklem Wasser. Wow… Leider habe ich keine wirkliche Kamera, so muss mal wieder das iPhone herhalten. Dabei habe ich mit diesen extremen Lichtverhältnissen keine große Hoffnung auf gute Bilder. Jedoch sollte ich zum Teil durchaus überrascht werden, was ein Handy doch so alles kann.
Alles in blau.
Im Hintergrund zeichnet sich bereits der Hafen ab. Als erste natürlich Wahrzeichen Kehrwiederspitze und natürlich die Elbphilharmonie. Ein Stück noch den Binnenhafen entlang und ich habe die große Kreuzung am Niederhafen erreicht wo mich die blauen leuchtenden, großen Hafenrundfahrtsschiffe empfangen. Jetzt weiter Richtung Landungsbrücken. Vorbei an der Cap San Diego links und dem Halunder Jet rechts, stelle ich fest, dass ich um diese Zeit tatsächlich das absolut einzige Wasser Fahrzeug in diesem riesigen Areal bin. Unglaublich! Als besondere Belohnung ist es quasi völlig windstill und der Fluss liegt beinahe spiegelglatt vor mir. Ich bin immer noch völlig fasziniert von diesem Anblick rings um mich herum. Nun sehe ich auch die riesigen Container-Kräne, ebenfalls mit ihren blauen Konturen aus der Ferne stahlen, die Landungsbrücken auf der anderen Seite, dahinter die Skyline von Hamburg, die Elbschiffe, die beiden Musical-Theater nebeneinander und natürlich wieder die Kehrwiederspitze und die monumentale und anmutige Elbphilharmonie. Beinahe habe ich das Gefühl, das ich der einzige Mensch im Hafen bin. Und das nur auf einem kleinen aufgeblasenem Brett auf dem ruhigen Wasser. Fast, als wäre all das eigens nur für mich und genau jetzt arrangiert. So ein Moment: unbezahlbar!
Ganz allein auf dem Wasser.
Das Thermometer ist nun in dieser September Nacht auf 11° gefallen. Das Wasser, was immer mal über meine Füße schwappt, fühlt sich definitiv wärmer an. Also: Heimweg. Ich nehme parallel zu meinem Hinweg verlaufenden Kehrwiederfleet, wo ich bereits aus dem Auto viele blaue Brücken sah und sollte nicht enttäuscht werden. Es ist schon wieder eine ganz besondere Atmosphäre. Diese alten Gemäuer der Speicherstadt in diesem mystischen blauen Schimmer. Hatte ich das Wort: „unbezahlbar“ bereits erwähnt? Dazu später noch der Blick auf das kleine Fleetschlösschen, welches auf Pagoden gebaut ist, und zum Abschluss noch mal von der anderen Seite das Wasserschloss. Mittlerweile merke ich nun schon recht deutlich, dass die einsetzende Ebbe das Wasser ganz schön kräftig aus den Kanälen zieht. Zum Glück sind es nur noch wenige Minuten gegen die anschwellende Strömung bis zur Treppe, meinem Ein- und Ausstieg.
Einfach unbezahlbar!
Ich kann einfach wieder nur wiederholen, Hamburg ist die Wasserstadt schlechthin. Jedes Mal gibt es wieder neue, wundervolle Momente, und es ist immer anders. Nach den beiden Begegnungen mit den gigantischen Kreuzfahrtschiffen, einer Entdeckungstour unter den Hafenspeichern, einem Sundowner in großer Runde jetzt auch noch der Blue Port ganz alleine auf dem Wasser nach Mitternacht.
BITTE BEACHTEN!
Auf der Elbe, Hafencity, etc. immer mit Leash und vielleicht Weste fahren und unbedingt die Gezeiten beachten. Der beste Zeitpunkt ist ab ca. 2 bis 2,5 Stunden vor und nach dem Hochwasser. Hier könnt Ihr die Gezeiten berechnen. Außerdem zu empfehlen: kippstabiles Board, SUP-Erfahrung (für evtl. Begegnungen mit Schiffen die ordentlich Wellen schlagen können).
Streckenlänge
ca. 5 Km – kann beliebig verlängert werden
Dauer
ca. 2 Std – kann beliebig von 1,5 Stunden bis > 2 Stunden variiert werden
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