SUP Erlebnis: Ginas SUPventures auf dem Inn

Im Grunde hatte ich es gewusst: Den Inn zu bepaddeln ist nicht wirklich kurzweilig oder gar vergnüglich. Trotzdem wollte ich nicht kneifen, denn er gehört per definitionem zu den Flüssen, die ich mir vorgenommen habe zu SUPen. (Die Mosel und die Fulda habe ich bereits hinter mit.) Der zu Beginn und dann wieder ab etwa der Mündung der Salzach als Grenze zu Österreich fungierende Fluss ist ein richtig dicker Bursche. Er ist breit und allein in Deutschland über 216 Kilometer lang. Er ist mit Gepäck zu bewältigen und zumindest streckenweise als naturbelassen zu bezeichnen.

Zu Beginn so gar nicht empfehlenswert

Zu Beginn verlangte mir der Inn jedoch erst einmal ein gehöriges Maß Ignoranz ab. Der Fluss ist bis auf wenige Kilometer ein Kanal, der eine undurchsichtige Brühe beherbergt. Am Ufer kaum eine Anlegestelle. Mauern, steile Wände, Schilf oder Matsch begleiteten mich. Die Autobahn unmittelbar am Ohr ist auch kein Vergnügen, wenn man das Naturerlebnis sucht. Irgendwann wendet wenigstens die sich langsam vom Fluss ab und lässt Ruhe zurück. Nicht lang allerdings, denn sie wird ersetzt durch die Bundesstraße, die der Geräuschkulisse zufolge nicht weniger stark von LKW befahren wird.

Wildwasserpassage in Rosenheim

Kurz darauf war ich auch schon in Rosenheim, was zumindest ein bisschen für Abwechslung sorgte. Die Durchfahrt selbst ist uninteressant, außer man möchte rechts an der Straßenbrücke aussteigen und beim Griechen Mittagessen. Ich wollte nicht, testete stattdessen unter der Bahnbrücke (links) meine Wildwasserfertigkeiten. Dort hängen Stangen, an denen die Kanuten trainieren. Dieser kurze Abschnitt ist spannend, für Ungeübte aber bitte unbedingt am rechten Ufer zu umfahren!

Übernachtung auf der Sandbank

Als Übernachtungsplatz kann ich die große Sandbank an der Staustufe Vogtareuth empfehlen. Ich hatte sie zufällig entdeckt, weil sie an einer der – den ganzen Inn über hervorragend beschilderten – Einstiegsstellen liegt. Dort ist Campen nicht nur sehr gut möglich, sondern auch erlaubt. Der Kraftwerksbetreiber ist tolerant, die Locals sind entspannt und freundlich. Es gilt allerdings das Wetter zu beobachten und einen informativen Plausch mit den Fischern zu halten, denn bei rasch steigendem Pegelstand dürfte die Idylle rasch ein Ende haben … Ähnliche, wenngleich nicht so große und schöne Sandbänke findet man auch kurz vor Wasserburg (rechts), bei Simbach (links) und bei Neuhaus (links).

Apropos Sand

Der Inn führt ihn tonnenweise mit sich. Schaut man ins Wasser, kann man ihn tanzen sehen. Sonst sieht man im Übrigen nichts, auch wenn viele Fische im kalten Wasser leben, wie man mir versicherte. Mag sein, das der Sand Schuld daran hat, dass der Inn nicht mit Seegras bewachsen ist – vielleicht kann das ein Fachmann erklären. Für mich war es angenehm, ein anderer Aspekt aber wichtiger: Dieses Wasser hätte meinem Filter umgehend den Garaus gemacht. Man sollte also ausreichend Trinkwasser mitführen.

Wasserburg war lustig

Schon ab der Staustufe sieht man den Ort und die Brücke – was bedeutet, dass die Menschen auf dieser Brücke auch mich, die SUPerin sehen. Umgehend liefen sicher nicht weniger als 50 Leute zusammen und schauten von oben zu, wie ich mich den Wirbeln an den Pfeilern näherte und mir konzentriert den besten Weg hindurch suchte. Wieder einmal hörte ich viele „witzige“ Kommentare, wurde unzählige Male fotografiert und zuletzt vom Steuermann eines kleinen Ausflugsschiffes herzlich begrüßt. Nach der Schleife, in der sich der Inn um Wasserburg windet, legte ich eine Pause und kam ins Gespräch mit einigen Wassersportlern und an meiner Tour Interessierten. Sie warnten mich (wie schon andere mit dem Inn gut Vertraute vor ihnen) entschieden davor, den Abschnitt vor Mühldorf zu paddeln. Für mich kein Thema, denn schon der Blick auf Google Maps hatte mir gesagt, dass dort nur Ärger warten kann.

Empfehlenswerter Abschnitt ab Marktl

Ich holte also per Bahn meinen Bus in Kiefersfelden ab und stieg erst nach Mühldorf wieder aufs Board. Und endlich kann ich die für den Inn die erste und einzige Empfehlung aussprechen: Ab der Staustufe Marktl (Parken am Bahnhof und zu Fuß zum Inn oder vor dem „Anlieger frei“-Schild an der Staustufe) am Vogelschutzgebiet und an der Salzach-Mündung vorbei nach Simbach. In Braunau am Kraftwehr empfiehlt sich ein Bootswagen, denn der Weg ist weit. Hier wurde ich von österreichischer Polizei misstrauisch beäugt, nicht aber kontrolliert. Dass man auf Tour immer Ausweise und andere wichtige Dokumente mitführt, ist vermutlich ohnehin klar. Damit sollten sich keine Probleme ergeben. Nach dem Wiedereinstieg kann man sich bereits nach links orientieren, um an einer Sandbank vor der Brücke Simbach-Braunau auszusteigen. Der kürzeste Weg zum Bahnhof führt auf dem Damm entlang. Man marschiert etwa anderthalb Kilometer, geht dann die Treppe hinunter und zwischen den Häusern hindurch direkt zum Gleis. Zwei Stationen sind’s, dann ist man wieder in Marktl. (Ich weiß das so genau, weil ich mich in Simbach recht gut auskenne.)

Auf deutscher Seite: Befahren verboten

Im weiteren Verlauf sollte man beachten, dass auf deutscher Seite ein Befahrensverbot herrscht, auf österreichischer Seite gibt es dagegen keine Beschränkungen. Um jeden Ärger – also den mit Grenzbeamten hier und dort, aber auch mit Naturschützern – zu vermeiden, paddelte ich quasi genau auf der Grenze, also in Flussmitte. Da der Inn lediglich von Ausflugsschiffen befahren werden darf und aufgrund der Staustufen auch nur innerhalb eines bestimmten Abschnitts befahren werden kann, ist das außerhalb deren Routen ungefährlich.

Die nächste Gefahrenstelle findet sich in Schärding, also auf österreichischer Seite. Die alte Innbrücke respektive die vielen Pfeiler, die das Wasser verwirbeln, erfordern weise Voraussicht oder verdammt gute WildwasserSUPfertigkeiten. Nicht grundlos findet man auch da wieder Stangen, die eine Trainingsstelle anzeigen. Interessanterweise gibt es im deutschen Neuhaus einen Kanuclub – dabei ist doch das Befahren des „deutschen“ Inn verboten ..?! Na, vielleicht tragen die Kanuten ihre Boote über die Brücke und setzen dort ein. Bestimmt!

Nach Neuburg wird’s knackig

So knackig, dass dieser Abschnitt als bei allen Pegelständen als „nichts für Ungeübte“ bis „extrem risikoreich“ eingestuft wird und häufige Einsätze von Feuerwehr und Wasserwacht zu verzeichnen sind, wie mir Locals bestätigt haben. Bei Normalwasser von kundigen Paddlern (ob Sitz- oder Stehpaddler) befahrbar, werden diese paar Kilometer bereits bei leicht steigendem Wasser richtig gefährlich. Heißt, dass man nicht ohne Sicherheitsausrüstung und keinesfalls allein aufs Wasser gehen sollte. Da es am Freitag ab nachts geregnet, vielmehr geschüttet hatte, konnte ich live zuschauen, wie das Wasser stieg. Und es stieg schnell! Ich wusste, dass die Engstelle garantiert zum Problem werden würde und sprach darüber mit einem Kapitän eines Ausflugsschiffes. Er und ein Bekannter, mit dem ich mich abends traf, schilderten mir die Situation in deutlichen Worten. Als die Inn-Schifffahrt dann ihre Fahrten aus Sicherheitsgründen einstellte, war auch für mich klar, dass ich die 16 noch fehlenden Kilometer nicht riskieren würde.

Eine Enttäuschung? Klar!

Aber kein Ziel, keine Mündung der Welt ist es wert, die Sicherheit außen vor zu lassen. Ich paddle Flüsse um des SUPens willen; das Erlebnis zählt, nicht der „Anschlag“ bei Kilometer Null.

(K)Ein SUPerfluss

Mein Fazit zum Inn ist auch ohne Ankunft in Passau nicht allzu positiv. Er ist zwar ein SUPerfluss, weil keine Gefahr durch Motorboote besteht. Er ist andererseits kein SUPerfluss, weil er einfach nur öde ist. Aufheitern kann man sich allerdings, wenn man sich auf den ersten Kilometern immer wieder umdreht: Bergblicke entschädigen mich immer für den Stumpfsinn reiner Paddelei auf unattraktiven Gewässern. Vielleicht SUPe ich ja nächstes Mal einfach „bergauf“?


Comment (1)

  • Gabriela Reply

    Hallo Gina! Tolle Beschreibungen deiner Touren,
    vielleicht komme ich nächstes Frühjahr in die Gegend!
    Habe meinen ersten Fließwasserkurs bei Peter Bartl
    auf der Mur in Radkersburg zur Grenze Slowenien hin
    gemacht. Da waren wir auch immer mit einem Fuß in
    Slowenien :-)))
    Gabriela

    16. November 2017 at 15:13

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