Als Stefan – unser Spezialist für außergewöhnliche SUP-Touren – Anfang Mai eine Veranstaltung mit dem Titel “The 2Rock” auf Facebook postete, verriet er nur soviel: zwei Felsen, zwei Flüsse, Termin offen. Wer die Hinweise zu deuten wusste, dem war klar, es wird spektakulär und die passenden Pegelständen sind erst ab Herbst zu erwarten.
Gerade mal vier Wochen nach der Ankündigung ließen im Süd-Westen lokale Starkregenfälle die Nebenflüsse so sehr ansteigen, dass die Bedingungen für “The 2Rock” ideal wurden: Der Streckenverlauf wurde bekannt gegeben. Es sollte auf der Nahe vorbei am Rothenfels, der höchsten außeralpinen Steilwand Deutschlands, und dann über den Rhein bis zur Loreley, dem wohl berühmtesten Felsen Deutschlands, gehen. Die Nahe war für uns alle neu, aber ausgehend von den empfohlenen Pegeln aus dem Kanubereich (ab 130cm am Pegel Martinstein), sollten uns die aktuellen 180cm genug Wasser unter den Finnen bieten, um Grundkontakte in Grenzen zu halten.
54 Flusskilometer warten auf uns
Am 2. Juni 2018 ging es daher um 6:25 Uhr mit Nahverkehrszügen ab Hauptbahnhof Köln über Remagen und Bad Kreuznach nach Norheim zum Einstieg. Um 9:30 Uhr ließen wir unsere Boards knapp 2 km oberhalb des Rothenfels aufs Wasser der Nahe, das nach dem Hochwasser farblich eher an den Colorado-River als an einen deutschen Mittelgebirgsfluss erinnerte. Vor uns 54 Flusskilometer – 27 km und insgesamt sieben Wehre bis zur Nahemündung bei Bingen und weitere 27 km auf dem oberen Mittelrhein vorbei an zwölf mittelalterlichen Burgen und Burgruinen bis zur Loreley und St. Goar.
Spektakuläre Eindrücke auf der Nahe
Die ersten 9 km bis Bad Kreuznach waren gespickt mit spektakulären Eindrücken: dem Rothenfels, die Steilhänge bei Bad Münster am Stein, mehr oder weniger fahrbare Wehre, die fahrbare Wildwasser Kanuslalomstrecke und schließlich die historischen Brückenhäuser in Bad Kreuznach. So viel Belohnung, für so wenig Arbeit … kommt da noch ein Haken? Natürlich! Nach den Brückenhäusern stellten wir zunächst überrascht fest, dass die im Flussführer beschriebene kurze Umtragung eines unfahrbaren Wehrs inzwischen gesperrt und somit ein längerer Gang durch die Straßen von Bad Kreuznach erforderlich war. Auch zwei der verbleibenden Wehre waren unfahrbar und die üblichen Umtragestellen teilweise überspült, so dass wir in einem Fall erst nach längerer Erkundung eine 500m lange Umtragung entdeckten, von der allerdings 100m durch hohe Brennnesseln führten.
Nach 5 Stunden endlich am Rhein
Zu den 18 Flusskilometern zwischen Bad Kreuznach und Bingen kamen somit noch über 2 km Fußmarsch hinzu und wir waren froh, nach über fünf Stunden endlich den frei fließenden Rhein vor uns zu haben. Nach einer ausgiebigen Pause und dem Passieren des etwas kniffligen und lebensgefährlichen Übergangs von der Nahe zum Rhein (dazu bitte unbedingt den Hinweis unten lesen) ging es dann mit flotter Strömung an Mäuseturm und Pfalzgrafenstein vorbei zur Loreley und nach ein paar Erinnerungsfotos zum Ausstieg in St. Goar, den wir gegen 18:15 Uhr erreichten.
Eine SUPer Tour
Nach rund neun Stunden waren wir froh, in St. Goar direkt einen Zug nach Köln zu erwischen. Schon auf der Rückfahrt war uns klar, dass diese Tour sicher noch lange Zeit in den TOP 5 unserer jeweiligen SUP-Touren Hitlisten zu finden sein wird. Um 22:15 erreichte der Zug dann den Kölner Hauptbahnhof.
Idee, Planung und Reiseleitung: Stefan Dongus. Text: Carsten Hensel
———————–
Achtung! Am Rhein Nahe Eck gibt es gleich zwei lebensgefährliche Gefahrenstellen:
Starke Strömung im Binger Loch: Die Strömung im Binger Loch ist die stärkste im Mittelrheinbereich. Dazu kommen die Tonnen und die relativ schmale Fahrrinne. Wir fahren durchweg zwischen Ufer und Tonnen, sollte kein talfahrendes Schiff auf dem Abschnitt sein kann man auch im rechten Teil der Fahrrinne fahren. Vorschrift ist aber, dass wir uns außerhalb der Fahrrinne befinden sollen und diese wenn notwendig auf kürzesten Weg queren. Wenn Ihr wie hier beschrieben, von der Nahe auf den Rhein abbiegen wollt, dann besteht die kräftezehrende Möglichkeit, dass man zunächst etwa 400 m nach rechts bei starker Gegenströmung stromaufwärts paddelt und dann etwa bei den Schiffsanlegern um die grün-weiße Boje herum in den Strom einfährt.
Solltet Ihr noch weiter flussabwärts Richtung Binger Mäuseturm SUPen, ist besondere Vorsicht geboten: In der linken Durchfahrt am Mäuseturm vorbei befindet sich ein Wehr, das bei höheren Wasserständen nicht zu sehen ist. Dann ist eine Durchfahrt möglich. Dieses Wehr hat eine lebensgefährliche Besonderheit: Um den von der Nahe angeschwemmten Schlamm abzutransportieren ist ein Rohr, das mittig unter dem Wehrkörper durchgeht, eingelassen. Dieses erkennt man bei Niedrigwasser an einem Strudel, der oberhalb vorm Wehr steht. Das Wasser und die Sedimente werden nun unter dem Wehr hindurch nach unten gespült. Für Bootfahrer ist dies kein Problem. Bei Kenterungen für Schwimmer aber lebensgefährlich (bei einem Test wurde ein ganzer Baumstamm durchgesaugt). Deshalb: Bei Befahrungen besser rechts am Mäuseturm vorbei! Eine weitere, aber kräftezehrende Möglichkeit besteht darin, dass man zunächst etwa 400 m nach rechts bei starker Gegenströmung stromaufwärts paddelt und dann etwa bei den Schiffsanlegern um die grün-weiße Boje herum in den Strom einfährt.
(Dank an Horst Frankenfeld vom DKV für diese Hinweise. Auch nachzulesen im DKV-Gewässerführer Deutschland Mitte-West.)
Comment (1)
Klasse krasse Tour, aber nichts für jeden !