Hakuna Matata – SUP-Reise nach Sansibar

Jambo Sansibar!

Landeanflug

Wir stehen schwitzend bei 35°C Mitte Dezember 2018 in einem umgebauten, offenen Hangar mitten auf einer Tropeninsel im Indischen Ozean – die Ankunftshalle des Zanzibar International Airport. Vor gerade einmal zwei Tagen waren wir im verschneiten München Richtung Doha – Qatar – gestartet, wo wir für 36 h einen Stop-Over hatten.

Und jetzt sind wir auf Sansibar. Für uns ist es das erste Mal „Afrika“, das zweite Mal eine Fernreise mit SUP. Die Beamten bei der Immigration sind freundlich, man lacht. Die Visa-Vergabe dauert pro Person etwa 10 Minuten, dann ist man offiziell in Tansania eingereist. Unser Gepäck wird vom Flieger mit Handkarren in die Ankunftshalle gebracht und auf dem Hallenboden aufgereiht – ein Gepäckband sucht man vergeblich. Ein Mitarbeiter vergleicht die Gepäckzettel, bevor er uns unsere beiden Boardbags übergibt. Vor der Ankunftshalle steht eine Traube von etwa 50 Fahrern im Halbkreis und hält Namensschilder in die Höhe. Unser Fahrer, von unserer Lodge organisiert, heißt Muhidir und empfängt uns lachend. Zur Freude von Muhidir will Andreas auf der Beifahrerseite einsteigen – in Tansania herrscht Linksverkehr! Muhidir: „ich freue mich schon darauf, dass ich heute gefahren werde.“

Die Fahrt ans Südwestende der Insel nach Kizimkazi dauert etwa 1,5 Stunden. Muhidir erklärt uns auf der Fahrt sehr viel über seine Insel. Er hält irgendwann an einem Verkaufsstand an der Straße und lädt uns erst einmal zu frischen Kokosnüssen ein. Etwas weiter kauft er von Kindern am Straßenrand noch einen Sack voll kleiner, gelber, süßer Mangos.

Kizimkazi

-6.463754, 39.480645

Promised Land Lodge

In Kizimkazi angekommen endet die Teerstraße und die letzten 2 km geht es auf einer Lehm- und Schotterpiste zu Promised Land Lodge.

Die Promised Land Lodge ist kein anonymer 5* Schuppen, sondern wird mit sehr viel Herz und Liebe als eine Art ECO-Lodge geführt. Der Chef ist Sansibari und mit einer Französin verheiratet. Das Personal ist sehr herzlich, man kommt in Kontakt, ratscht auf Englisch. Zentraler Treffpunkt ist die Bar. Hier kann man Ausflüge buchen oder einfach den Sonnenuntergang bei einem kühlen Serengeti genießen.

Abends wird etwa 1,5 h vor dem Abendessen eine handgeschriebene Speisekarte herumgereicht und man bestellt sein Abendessen tagesaktuell. Ja, der Fisch wird auch schon mal mit dem Fahrrad geliefert. Das Essen ist preiswert, sehr gut und vor allem durch und durch 100% Sansibar. So gibt es zum gut gewürzten Fisch, Hühnchen oder Rind, als Beilagen Süßkartoffeln, Kasawa (Maniok) oder Kochbananen. Das Frühstück ist typisch für Sansibar. Als erstes gibt es einen Teller mit frischem Obst, danach Ei mit Toast, Butter und Marmelade, dazu ein kleines frisches Schmalzgebäck. Frischer Kaffee (eher eine Seltenheit auf Sansibar), Tee oder den bombastischen Zanzibar Spice Tea (mit Zimt, Kardamom, Ingwer und Pfeffer).

Fischlieferant            

Wir laufen mehrmals in den Ort, gehen Paddeln, machen Strandspaziergänge, hängen in der Hängematte ab oder genießen den Sonnenuntergang mit Reggae-Klängen an der Bar.

Bei einem unserer Besuche in Kizimkazi lernen wir zwei junge Massai kennen. Es kommt zu einem intensiven Austausch zwischen Andrea, Sasa und uns. Sie begleiten uns durch den Ort Kizimkazi, erklären uns wo und wie man einkauft. Es sind wie so oft diese kleinen, spontanen Begegnungen, die uns näher bringen.

Mit dem SUP auf dem indischen Ozean

Beim Paddeln müssen wir sowohl den Wind als auch die Gezeiten beachten. Der Gezeitenhub liegt hier im Maximum zwischen Ebbe und Flut bei fast 4 m. Im Gezeitenbereich der Lagune gibt es leider auch einen „Gürtel“ mit sehr vielen Seeigeln. Wir haben diesen das „Minenfeld“ genannt. Erschwerend kommt Ende 2018 hinzu, dass die Regenzeit in Verlängerung geht. Es regnet und gewittert immer pünktlich um 10 Uhr bis etwa 12 – 14 Uhr. Danach scheint wieder die Sonne.

Seeigel – extra stachelig

Folglich haben wir meistens versucht während der Flut, je nachdem vor oder nach dem täglichen Regenschauer, im Lagunenbereich paddeln zu gehen. Nach Süden öffnet sich auch stellenweise der Riffsaum und man kann selbst bei Niedrigwasser durch Priele auf die Außenriffseite paddeln.

Wir paddeln mehrmals an der Küste entlang nach Norden, an Kizimkazi vorbei. An der Küste, oberhalb einer Korallenkalkplatte befinden sich Lodges, Hotels und dann der Ort Kizimkazi. Unterbrochen wird die Küstenlinie durch kleine, Palmen gesäumte Sandbuchten. In Kizimkazi halten wir auf unseren Touren mehrmals an und kaufen dort Wasserflaschen und frische Früchte in einem der kleinen Kioske an der Straße. Den Rücktransport unserer Einkäufe zur Lodge machen wir mit unseren Boards.

Delphine von Kizimkazi

Wir paddeln von unserer Lodge aus nach Süden bis zur Südspitze Sansibars. Hier wird die Küste, bis auf ein aufgelassenes Resort schnell menschenleer. Abgeschiedene Sandbuchten laden ein, unter Palmen zu pausieren. Durch den vorgelagerten Riffsaum halten sich die Wellen in Grenzen, die Strömung ist, da wir immer um die Flut herum paddeln, moderat und gut kalkulierbar.

Einmal haben wir bei einer unserer Paddeltouren das Glück, dass neben uns in einiger Entfernung zwei graue Rücken kurz auftauchen – Delphine. Sonst sehen wir während der Touren wenig Tiere. Einmal fliegen unter uns zwei Rochen davon. Lediglich wenn wir ufernah an den Klippen paddeln sehen wir Fische.

Unsere Woche Aufenthalt in der Promised Land Lodge ist viel zu schnell vorbei. Am letzten Abend hallen noch die Trommeln und der afrikanische Gesang vom Lagerfeuer der Lodge durch die warme Tropennacht.

Jozani and Chwaka Nationalpark

-6.271506, 39.418723

Red Colobus Mama mit Nachwuchs

Die Fahrt auf die Nordostseite Sansibars zum Wechsel der Unterkunft nutzen wir, um den Jozani and Chwaka Nationalpark zu besuchen. Hier gibt es im Urwald und den Mangroven zwei Affenarten: rote Colobus-Affen und graue Meerkatzen. Wir werden von Isaa, einem der Parkranger zu Fuß auf verschlungenen Pfaden durch den Regenwald geführt. Schnell treffen wir die ersten Affen an. Diese sind relativ desinteressiert an uns, allerdings kommen sie einem schon sehr nahe.

Am Boden sehen wir immer wieder handtellergroße Landkrabben, auf den Sträuchern lebende Blätter und zwischen den Bäumen fliegt schon mal ein großer Schmetterling. Je tiefer wir in den Wald eindringen, je enger der Pfad wird, desto mehr nimmt uns das grüne Herz Sansibars auf. Affen rufen zum gemeinsamen Mahl, Büsche und Bäume knacken unter den herumspringenden Affenbanden. Bäume mit Brettwurzeln, Palmen mit stacheliger Rinde oder mannshohe Farne stehen am Wegesrand. Im Dickicht entdeckt unser Ranger Issa eines der „African Little Five“ – ein kleines Rüsselhündchen. Der Kopf des kleinen Säugetiers ist Signalrot, während der ganze Körper schwarz behaart ist und in einen langen haarlosen „Rattenschwanz“ ausläuft.

Muhidir – unser Taxifahrer – hat uns neben den Nationalpark auch noch den Besuch einer Spice Farm organisiert. Diese wird als Kooperative vom nahen Dorf geführt. Es werden Mangos, Jackfruit, Ingwer, Zimt, Vanille und vieles andere angebaut. Wir lernen, wie die Früchte wachsen und wir können sie direkt vom Baum gepflückt probieren. Die Kooperative verkauft ihre Gewürze vor Ort und der Erlös kommt dem kleinen Dorf zu Gute.

Matemwe – Seles Bungalows

-5.870353, 39.353025

Matemwe ist eine lockere Ansiedlung von Fischerhütten an einem kilometerlangen Sandstrand hinter dem Außenriff im Nordosten Sansibars. Hier gibt es alles: vom 5* Hotel bis zum einfachen Backpacker Hostel, Kiteschulen, Tauchspots. Wir haben uns für die von einer Engländerin geführten Seles Bungalows entschieden. Das Zimmer ist ok, leider ist zwischen Balkon/Terrasse und dem Strand das Restaurant. Da wir einen Tag vor Heilig Abend anreisen ist hier schon alles weihnachtlich geschmückt.

Paddeln an der Ostküste Sansibars

SUP-Tour

Das Meer geht bei Flut bis zur Grundstücksgrenze, bei Ebbe kann man fast bis zum Außenriff laufen. Auch hier gibt es den „Minengürtel“ aus Seeigeln. Wir pumpen am zweiten Tag wieder unsere Boards auf und wagen uns das erste Mal auf der Ostseite Sansibars aufs Wasser. Hier rollen ganz schöne Wellen vom offenen indischen Ozean heran und donnern gegen das Außenriff und schwappen bei Flut in die Lagune. Auch im Bereich hinter dem Riff ist die Lagune dadurch noch sehr bewegt. Da die Lagune gerade im Bereich der Seeigel noch relativ flach ist, paddeln wir sehr defensiv und vorsichtig. Immerhin kommt eine kleine 3 km Tour zusammen. Der Wind spielt auch noch mit, obwohl es zeitweise schon eine steife Brise ist. OK, die Kite-Surfer vom benachbarten Resort freuen sich.

Einbaum in Handarbeit

Wir machen noch weitere Paddelversuche und probieren uns im Wellenreiten. Aber auch hier machen uns Wind, Strömung und Wellen fast einen Strich durch die Rechnung. Wir müssen festhalten, dass bei diesen Windverhältnissen, mit dem unruhigen Wasser im Innenriffbereich und den Seeigeln für uns das SUPen an der Ostseite Sansibars nicht ideal war.

Allerdings lädt der feine Sandstrand zum Müßiggang und zum Relaxen ein. Wir unternehmen auch den ein oder andere ausgedehnte Strandspaziergang. Es ist ein echtes Schauspiel, wenn die Fischer mit der Flut ihren Fang anlanden und die Fische in der kleinen Markthalle im benachbarten Kigomani sofort weiterverkauft werden. Vor der Halle wird der Fisch gleich geputzt, die Hühner freuen sich über die frischen Proteine, eine Gruppe von Männern schlägt und schrubbt die angelandeten Oktopusse im Sand. Ein paar Meter weiter wird gerade ein neuer Einbaum mit der Axt in einer uns ungeahnten Präzession hergestellt.

Mnemba Island – Tauch und Schnorchel Paradies

-5.823560, 39.381790

Nemo

Wir buchen bei der Tauchschule Scubafish Zanzibar einen Schnorchelausflug zur Privatinsel Mnemba. Mit unserem Schnorchelguide Toni fachsimpeln wir bei der rauen, einstündigen Überfahrt im Holzboot zum Riff von Mnemba über den FC Bayern. Die Unterwasserwelt ist auch hier nicht mehr ganz in Ordnung, auch hier machen sich anthropogen Einflüsse auf Korallen und Fische bemerkbar. Unser Guide kennt das Revier extrem gut und so sehen wir Steinfische, verschieden Muränen, Schnecken, „Nemo und Dorie“. An der Riffaußenkante zieht eine große Gruppe Kalmare silber schimmernd an uns vorbei.
Zwischen den zwei Schnorchelgängen gibt es auf dem Boot frisches Obst und Sansibar Spice Tea.

Die Rückfahrt wird noch rauher als die Hinfahrt und das Holzboot ächzt und knarzt unter den meterhohen Wellen, die über den Bug brechen. Jetzt wissen wir, wieso am Anfang der Tour Pillen gegen Seekrankheit ausgegeben wurde. Uns macht die Achterbahnfahrt allerdings Spaß.

Stonetown

-6.160940, 39.188759

Sonnenuntergang Stonetown

Wir lassen uns nach ein paar Tagen zurück in die Inselhauptstadt Stonetown fahren. Wir übernachten im kleinem Hotel Garden Lodge im Regierungsviertel am Rande der Altstadt. Von dort aus erlaufen wir uns die doch relativ große kolonialgeprägte Hauptstadt. Besonders hat uns der „Mombasa Market“ gefallen, der nur von Einheimischen besucht wird. Dort decken wir uns noch mit frischen Früchten für zu Hause ein.

Vorne an der Uferpromenade pulsiert jeden Abend zum Sonnenuntergang das Leben. Da wird Fußball gespielt, geturnt, Akrobatik geübt, gebadet oder von der Mole ins Meer gesprungen. Je toller und wagemutiger die Sprünge, um so mehr Applaus kommt von den Zuschauern.

Dieser sehr ereignisreiche Urlaub geht leider zu schnell vorüber und wir sitzen am 30.12. wieder im Flieger Richtung München. Wir haben eine sehr interessante afrikanische Insel kennen lernen dürfen. Die immer herzlichen und lachenden Sansibaris sind uns sehr ans Herz gewachsen.

Asante Sana, Zanzibar!

Wir danken APM Marketing GmbH (Starboard Germany) für die Unterstützung durch die Leihgabe der beiden iSUP, der teilbaren Paddel und die Boardbags für diese Reise.

Mit welchen Boards reisen wir?

Die iGo Boards von Starboard sind als Allroundboards ideal bei den vor Ort angetroffenen choppy Bedingungen. Durch die Breite von 33“ sind sie sehr kippstabil. Zudem eignen sie sich auch für den ein oder anderen Versuch, eine Welle abzureiten. Da wir relativ kurze Boards genommen haben, sind sie auch vom Gewicht beim Transport ganz angenehm. Überraschender Weise merken wir bei unseren Touren, dass sie einen ganz guten Geradeauslauf haben. Die Dolfin-Finne hat sich als beste Wahl bei Meereswellen und unruhigen Wasser bewährt.

Info Flug:

Wir haben uns für eine der Golf Airlines (in unserem Fall Qatar Airways) entschieden. Diese haben für Flüge nach Afrika und Asien einen sehr guten Service und vor allem 30 kg Freigepäck. So kann jeder von uns in seinem Boardbag neben dem Board, dem Paddel und der Luftpumpe, auch noch das restliche Reisegepäck einpacken. Der Flug mit einer Boeing 777 von München nach Qatar hat etwa 6 Stunden gedauert. Der Weiterflug mit einem Airbus A320 nach Sansibar etwa 6,5 Stunden (die Strecke wird seid 2019 mit einer Boeing 787 bedient).

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