SUP Blogvorstellung: Ginas Big River SUP

Auf in die nächste Runde unserer Vorstellung von SUP Blogs und den Menschen dahinter: heute mit Gina und ihrem Blog bzw. dem gleichnamigen Projekt Ginas Big River SUP. Gina hat sich vorgenommen Deutschlands längste Flüsse auf dem SUP Board zu erleben. Für diesen Sommer peilt sie Mosel, Werra, Weser und Spree an und 2017 soll dann die Elbe dran glauben. Wir freuen uns darauf, Gina ab sofort in unserem Blog bei den Vorbereitungen zu begleiten und stellen sie Euch heute in einem kleinen Interview vor.

Gina, wer bist Du und was genau verbirgt sich hinter #GinasBigRiverSUP?

Wenn ich mich kurz und knapp beschreiben soll, sage ich: „Ich lebe vom Schreiben und für den Sport.“ Etwas ausführlicher: Mir passen Laufschuhe und Flipflops, nicht aber Pumps. Ich bin in Sport- und Outdoorklamotten dieselbe wie in Businesskleidung, bin aber ungern und nur selten im Büro, niemals im Fitnessstudio, sondern wann immer es geht im Freien.

Der Hintergrund zu #GinasBigRiverSUP? Nun, irgendwann habe ich mich gefragt, wie es mit dem SUP und mir eigentlich weitergehen soll. Im Grunde bin ich Sportlerin, immer gewesen. Doch Wettkämpfe sind nichts mehr für mich, diese Zeiten sind vorbei. Surfen ist toll, das Meer ist aber ziemlich weit weg. Wildwasser macht Spaß, ist aber aufwendig und nicht allein empfehlenswert. SUP-Polo hätte ich vor Jahren gern gemacht, leider kam es bis heute nicht wirklich in Schwung. Also Touren.

Tagestouren sind nett, bieten mir aber zu wenig Herausforderung bei zu hohem Aufwand. Und Touren von S-Bahn-Station zu S-Bahn-Station, nein, das geht für mich gar nicht. Die naturgegebene Abwechslung sowie die Einsamkeit einer mehrtägigen oder gar mehrwöchigen Flusswanderung gepaart mit sportlicher Herausforderung plus autarkem Outdoor-Abenteuer – das ist meine Idee von SUP-Touren. Folglich: #GinasBigRiverSUP.

Ursprünglich hatte ich die deutschen „Big 10“ im Sinn. Doch Inn, Rhein und Donau bieten mir auf ihre Länge zu wenig Natürlichkeit. Da ist zu viel gestaut, verbaut, kanalisiert, reglementiert. Ich suche mir lieber die schönsten der langen Flüsse aus. Ich will ja keine Rekorde aufstellen, sondern Freude daran haben.

Los geht’s voraussichtlich in der ersten Juniwoche (je nach Wetterlage) mit der Mosel. Ich werde „klein“ anfangen und an der Saar-Mündung in der Nähe von Trier einsteigen und bis Koblenz ans Deutsche Eck, also zur Rhein-Mündung paddeln. Das sind exakt 200 Fluss-Kilometer. Da diese in Gewässermitte gemessen werden, ich aber außerhalb der Betonnung, also am Ufer entlangSUPen werde, kommen einige Kilometer dazu. Ich bin gespannt, wie viele letztlich auf meiner Uhr stehen. Für diese Distanz habe ich sechs Tagesetappen eingeplant. Das ist einer Bedingung geschuldet: Ich muss Campingplätze ansteuern, denn an der Mosel ist „wildes“ Zelten streng verboten.

Die Werra ab „mit Gepäck-SUP-Tauglichkeit“ bis zur Weser-Mündung ist 100 bis 150 Kilometer länger und wird mein nächstes Projekt. Ich werde mich von Fluss zu Fluss steigern bis ich fit und erfahren genug bin, mir meinen Traum zu erfüllen: die Elbe von der deutsch-tschechischen Grenze bis (voraussichtlich) Hamburg. Das wird mir körperlich, mental und organisatorisch alles abverlangen. Die Elbe ist nicht nur verdammt lang, sie ist über weite Distanzen auch absolut einsam. Kein Ort, an dem man mal eben kaufen kann, was man braucht. Nicht einmal Lebensmittel. Nichts. Das ist so faszinierend wie beängstigend.

Bevor Du mehr über Dein Projekt erzählst, verrate uns doch noch kurz, wie Du überhaupt zum SUP gekommen bist.

Das SUP entdeckte ich im Juni 2010 am Silvaplanasee. Ich war auf der Rückreise vom Bikepark Livigno und machte eine Pause. (Ich bin Mountainbikerin der ersten Stunde, fuhr viele Jahre CrossCountry-Rennen und liebe es, wenn’s flott und technisch abwärts geht.) Ich nippte an meinem Kaffee, blickte entspannt übers Wasser – plötzlich kam ein Typ um die Ecke, auf einer Art Surfbrett stehend, sich mit einem langen Paddel voranschiebend. Ich war sofort angefixt, fuhr nach Hause, surfte durchs Web, bestellte ein Board und legte auf meinem See in der Nähe von München los. Damals wurde ich als Exotin bestaunt. Das scheint 100 Jahre her zu sein …

Und jetzt, die Frage, die vermutlich allen unter den Nägeln brennt: mal ehrlich, wie kommt man denn auf so eine verrückte Idee? Hast Du eine Wette verloren?

Keine Wette! Nur Lust, endlich das zu tun, was ich mit 20 oder 30 hätte tun sollen: Natur hautnah erleben, allein mit mir selbst sein, mich durchschlagen. Ich bin im Grunde eine Abenteurerin, kam nur nie wirklich dazu. Das soll sich endlich ändern! Wobei, einen Anlass gibt es durchaus: Ich werde 2016 unfassbare 50 Jahre! Was macht man da? Eine Party? Eine Weltreise? Sich besaufen? Oder sich überlegen, was man „wirklich“ will? Ich will #GinasBigRiverSUP! Außerdem wird 2016 ein Jahr, in dem ich zu feiern gedenke, dass ich noch lebe. Das war nämlich nicht immer so klar …

Auf Deinem Blog bzw. Deiner Facebook-Seite berichtest Du seit Anfang des Jahres über die Vorbereitungen zu Deinem großen Abenteuer. Wie kommst Du voran? Und was sind Deine nächsten Ziele?

Es läuft! Ich arbeite mich durch Lightweight-Trekking-Foren und nehme viele der Tipps dort dankbar auf. Letztlich bin ich nichts anderes als eine Trekkerin, die mit möglichst minimalistischer, dennoch aber sicherer und komfortabler Ausrüstung unterwegs sein will. Ich meine, ich muss das ganze Zeug ja auch um Staustufen und Wehre schleppen, Uferböschungen hochwuchten und jeden Tag aus- und wieder einpacken.

Es wird ganz gern vergessen, dass meine Herausforderung ja nicht nur das SUPen ist, sondern danach die Arbeit erst losgeht. Ich stehe am Ende des Tages nicht im Hotelzimmer in der Dusche, gehe dann ins Restaurant und falle später ins kuschelige Bett, sondern ich packe aus, baue mein Zelt auf, koche meine Expeditionsnahrung, krieche in den Schlafsack und hoffe auf ruhigen Schlaf.

Davon abgesehen feile ich im Moment an meiner Paddeltechnik. Sie muss noch ökonomischer werden, kraftsparender. Außerdem tüftle ich daran, wie ich eingeschlafene Füße vermeide. Die SUP-Distanzen wachsen parallel dazu an. Und ich suche bewusst Querwellen, um mich auf die Herausforderungen einzustellen, die mit großen Schiffen und deren kurzem, hohen Wellenschlag verbunden sind. Das ist manchmal nicht ohne, vor allem, wenn nach ein paar Stunden die Konzentration nachlässt. Ich kenne das vom Rennradfahren: Irgendwann schläfst du mit offenen Augen. Kentern will ich nicht, das kann auf Schifffahrtsstraßen übel enden.

 

Du hast ja sicherlich schon viele Touren gemacht. Welches war bisher Deine Lieblingstrecke?

Ich gebe zu, dass ich „meinen“ Ammersee so sehr liebe, dass ich mittlerweile jede Boje und jedes Vogelnest am Ufer kenne. Er ist jeden Tag und jede Stunde anders, bietet mir so viel Abwechslung, dass ich mich fast zwingen muss, auch mal andernorts zu SUPen. Traumhaft ist es auch im Spätherbst an der Westküste Sardiniens. Den Bodensee mag ich an seiner „wilden“ Westseite und Schweizerische Seen haben durch ihre Uferbebauung etwas Mondänes. Mal ganz was anderes also.

Wo wird man Dich in den nächsten Monaten am Ehesten auf dem Wasser antreffen?

Als nächstes werde ich den Staffelsee hier im südlichen Bayern umrunden – natürlich mit etwa 30 Kilo Ballast. Der allgäuerische Forggensee wird demnächst für eine längere Tour unters Board genommen. Der Starnberger See ist ein guter Spot für lange Einheiten, ich mag den See allerdings nicht wirklich. Warum? Keine Ahnung. Er wirkt auf mich unnahbar. Zum Segeln ist er toll, zum SUPen oder Schwimmen (auch das tue ich gern lang und weit) zieht es mich immer wieder an den Ammersee oder an den Wörthsee.

Seen sind sehr geeignet fürs Kraftausdauertraining. Durch meine Seetouren, bei denen ich grundsätzlich Seiten- oder Gegenwind zu haben scheine, bin ich ziemlich frustrationstolerant geworden. Auch der Lech ist immer wieder mein Ziel; er ist nah und bietet mir eine gute Trainingsmöglichkeit in einem Strömungsgewässer, wenn ich mal nicht so viel Zeit habe: So weit es geht gegen den Strom hoch, wenden, mit dem Strom runter.

Was machst Du, wenn Du gerade nicht auf dem SUP stehst?

Ich habe einen Hund und derzeit acht sehr lebhafte Zwerghühner, die gerade wieder Nachwuchs „produzieren“. Da rührt sich was! Da ich auf dem Land lebe, zieht es mich mehrmals in der Woche in den nahen Wald, wo ich die Wege verlasse, krabble, stolpere, klettere, Tierspuren folge und Natur aufsauge. Da schalte ich ab, atme durch und komme zur Ruhe. Mountainbiken und Rennradeln gehört natürlich noch immer zu meinem Leben; damit halte ich die Ausdauer hoch.

Mein Job? Ich bin Juristin und Psychologin und bin vorwiegend als Autorin und sozusagen Medienschaffende im Social Media-Umfeld freiberuflich tätig. Daneben analysiere und berate ich, betreue Projekte und so weiter. Daneben gründe ich gerade eine Firma, die ganz was anderes tun wird – aber das ist noch bis Herbst geheim. Mein Berufsleben ist also ziemlich abwechslungsreich, geradezu bunt. Das passt gut zu mir.

Und wenn?

Was ich tue, wenn ich auf dem SUP-Board stehe? Hm. Je nach Lust und Laune. Mich auspowern. Cruisen. Nachdenken über dies und das. Nichts denken. Aufmerksam sein. Fische, Wasservögel, Biber und Bisamratten beobachten. Erstaunt sein, wie neugierig diese Tiere sind, wenn sie sich nicht bedroht fühlen. Hin und wieder an Land gehen, dasitzen und übers Wasser schauen. Leer und zufrieden sein. Leben.

Was war Dein bisher tollstes SUP-Erlebnis?

Puh, bei dem Gedanken daran, läuft mir noch heute ein Schauer über den Rücken … Es war 2012 am Ammersee. Die Sonne ging unter, der Vollmond auf. Klarer Himmel, Milliarden Sterne, totale Stille, Dunkelheit. Über der ganzen Bergkette oranges Wetterleuchten, immer hin und her. Ich stand auf dem Wasser, schaute, schaute, schaute – und heulte Rotz und Wasser, so unfassbar schön war das.

Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt mal wieder in einer Krebstherapie, war schlapp und müde, kaputt und – nun ja, ziemlich krank eben. Und es gab einen Menschen, der wusste, wie man mir in dieser Situation helfen kann: Indem man mich abends zum See fährt, mir mein Board aufpumpt, mich draufstellt, rausschiebt und einfach dort stehen lässt.

Wir freuen uns riesig darauf, Dich und Dein Projekt in den nächsten Monaten auf unserem Blog zu begleiten und drücken Dir ganz fest die Daumen für die weitere Vorbereitung.

Nachtrag: Inzwischen hat Gina Ihr Projekt von Ginas Big River SUP zu Ginas SUPventures umbenannt. Hier erfahrt Ihr mehr darüber: Facebook | Instagram

Comments (1)

  • Michael
    Michael Reply

    Gina hat ihr Projekt in SUPventures umbenannt. Die aktualisierten Links findet ihr im Artikel.

    19. Juli 2016 at 19:43

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