Überarbeitet am 01.07.2021
Im folgenden Beitrag wollen wir Euch mal einen Einblick in unsere Vorbereitungen zu unseren SUP Touren geben. Natürlich gehen wir auch spontan aufs Wasser. Aber gerade wenn wir für ein Wochenende oder im Urlaub unterwegs sind, bedarf es meist etwas mehr Vorbereitung.
Schritt 1 – Strecke
Zuerst überlegen wir uns natürlich, wo soll es hingehen und welche Strecke wollen wir paddeln. Geht es auf einen See, aufs Meer oder auf einen Fluss – davon hängt dann auch noch einiges ab. Am See, wie auf dem Meer, sind Start- und Endpunkt meistens immer gleich. Auf einem Fluss sieht es dagegen anders aus – hier paddelt man immer vom Startpunkt A eine gewisse Strecke/Zeit bis zum Ausstieg an Punkt B (siehe Punkt Transport).
Die geplante Paddelstrecke hat gleichzeitig direkt Auswirkung auf die Zeit für die Paddeltour. Wir rechnen auf einem See an einem windstillen Tag mit etwa 5 km pro Stunde. Auf einem Fluss ist das ganze wieder abhängig von Fließgeschwindigkeit (und Wind).
Diese grundsätzlichen Überlegungen zur Paddelstrecke und Dauer der Tour sind für die nächsten beiden Punkte der Tour-Vorbereitung wichtig: Wetter und Transport
Schritt 2 – Wetter
Tja, das Wetter ist immer so eine Sache. Aber der Check der Wettervorhersage ist eine der wichtigsten Aufgaben bei einer Tourenvorbereitung.
Wir sehen auf folgenden Seiten nach:
- kachelmannwetter.com
- windguru.cz
- App WeatherPro
- App WarnWetter des DWD
- App Windy
- manchmal auch den Flug- und Segelflugbericht
Im Allgemeinen können wir sagen, dass etwa 4-5 Tage vorher meistens die grobe Wetterentwicklung absehbar ist. Eine finale Einschätzung der Wetterlage ist sowieso frühestens 24h vorher möglich. Zudem schadet nie der Blick in den Himmel. Die Wolkenbilder am Paddeltag können einiges zur Wetterentwicklung der nächsten Stunden aussagen.
Wir haben uns zudem einen Windmesser (WeatherFlow) angeschafft. Damit können wir – bei einer fehlenden Vorhersage – die aktuellen, örtlichen Gegebenheiten bei unseren Touren besser abschätzen.
Wir haben allerdings auch schon die ein oder andere böse Überraschung erlebt. Plötzlich drehender Wind bzw. generell nicht vorhergesagt auffrischender Wind ist aus unsere Sicht der schlimmste “Party-Breaker”. Auch morphologische Besonderheiten, z.B. steile Felswände können lokal für unvorhersehbare Windverhältnisse sorgen.
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Anekdote zum Thema Wind:
wir waren in den Schluchten des Verdon, Frankreich paddeln. Die Locals (Segelschule) und die Wetter-Gadgets haben alle gesagt, dass am Nachmittag der Wind abflauen und um 180° drehen wird. Also paddelten wir mit leichten Rückenwind in eine der unteren Schluchten des Verdon rein und wir waren total begeistert von der Schönheit des Canyons und der Landschaft. Nach 9 km wollten wir umdrehen und mit der leichten Strömung zurückpaddeln. Jetzt sollte auch der Wind weg sein, bzw. gedreht haben. War aber ganz und gar nicht so. Nein, der Wind drehte jetzt richtig auf und der Sturm blies uns ins Gesicht. Teils waren da brutale Fallböen an den senkrechten Schluchtwänden. An einer Stelle haben wir – knieend (!) – für eine 500 m Paddelstrecke 1/2 Stunde benötigt. Wir waren nach einer Paddeltour noch nie so platt wie an diesem Tag.
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Unsere SUP Touren starten wir immer gegen den Wind. Sollte uns einmal die Kraft verlassen oder der Wind während der Tour kräftiger werden, haben wir ab dem Umkehrpunkt für die Rückkehr zum Startplatz im Idealfall denn Wind von hinten. Klappt nicht immer, aber meistens.
Schritt 3 – Transport
Ja, wenn man Flüsse von A nach B paddelt ist der Transport ein wirklich leidiges Thema. Eigentlich gibt es ja 4 Optionen:
- mit 2 Autos
- per Anhalter
- Fahrrad
- ÖPNV
Mit zwei Autos ist komfortabel, aber umwelttechnisch unter aller Kanone.
Per Anhalter funktioniert in der Galaxis, aber in Mitteleuropa mittlerweile nicht mehr, selbst wenn man sich mit einem Paddel in der Hand und im “Tütü” an den Straßenrand stellt.
Mit dem Fahrrad und Lastenanhänger haben wir schon sehr oft Touren gemacht. Blöd nur, wenn man – mangels Radweg – auf der Bundesstraße fahren muss. Das macht wirklich keinen Spaß und ist saugefährlich.
ÖPNV ist manchmal super, meist aber eher suboptimal. Gerade ÖPNV-Busse sind in Deutschland nicht auf Gepäck ausgelegt und da kann es – vor allem, wenn andere Freizeitaktivisten mitfahren – schon mal sehr eng werden.
An Seen und am Meer ergibt sich das Problem meistens nicht. Du fährst hin (Fahrrad, ÖPNV oder Auto), paddelst und fährst vom selben Punkt wo Du gestartet bist wieder nach Hause. Aber auch bei solchen Touren solltet Ihr euch Gedanken machen, wie ihr zurückkommt. Denn sollten Euch mal die Kräfte verlassen oder der Wind frischt unerwartet auf, kann es passieren, dass Ihr den Ausgangspunkt eurer Tour nicht mehr paddelnd erreicht. Ein Plan “B” schadet also bei keiner Tour.
Schritt 4 – Wasserstand/Pegel
Der Wasserstand/Pegel ist bei Seen meist irrelevant, wird aber bei Fließgewässern gerne vernachlässigt. Was sagt Euch der Pegel eines Flusses? Schlicht wieviel Wasser in der Wanne ist. Meistens wird der Pegel in Meter oder Zentimeter angegeben. Wir orientieren uns aber eher am Abfluss. Dieser wird in m³/s angegeben. An unseren „Hausbach“, der Isar haben wir schon oft beobachtet, dass eine Verdoppelung des Abflusses nur einen moderaten Anstieg des dazugehörenden Pegels mit sich bringt.
Mit der Menge Wasser in einem Fluss kann sich dieser teilweise extrem verändern. Vom ruhigen Wanderfluss zum tosenden Wildwasser. Je mehr Wasser im Bach ist, desto mehr drückt und schiebt der Fluss. Ein Anlanden kann dann durch die hohe Fließgeschwindigkeit und dem fehlenden Kehrwasser deutlich schwieriger oder gar unmöglich werden. Zudem stellt Treibholz (-gut) eine ziemliche Gefahr dar. Und nach einem Hochwasser muss man auch immer mit vermehrten Todholzansammlungen und quer liegenden Bäumen rechnen. Bitte paddelt auf Flüssen immer defensiv und vorausschauend!
Aber auch ein zu niedriger Pegel kann Probleme bereiten. Da können Abschnitte schlicht unbefahrbar werden.
Schrit 5 – Gezeiten
Wollt Ihr am Meer Touren paddeln, dann macht euch schlau, wie die Gezeiten am Tag der Tour sind. Am Mittelmeer und der Ostsee ist das meist kein Problem. Wir nutzen die Windy-App, um uns weltweit die Gezeiten anzeigen zu lassen.
Nichts ist blöder, als bei ablaufenden Wasser (Ebbe) wieder zurück an Land zu kommen.
Schritt 6 – Befahrungsregeln
Ja, Befahrungsregeln gibt es. Und nein, nicht nur in Deutschland wird der Paddelspaß teilt stark reguliert. Beste Anlaufstelle ist der Deutsche Kanuverband. Unter folgender Adresse gibt es fast alle Regelungen in Europa:
https://www.kanu.de/FREIZEITSPORT/Infothek-fuer-Paddler/Gewaesserinfo-52126.html
Zusätzlich zu den “normalen” Regelungen kommen aber auch manchmal temporäre Verbote oder Einschränkungen. Diese “Allgemeinverfügungen” werden von den Landratsämtern oder Bezirksverwaltungen erlassen und können ein steter Quell von Freude sein. Diese muss man nämlich auf den Websites der Landratsämter suchen oder aus der Tagespresse (das sind diese bedruckten Altpapier Bögen, die es am Kiosk gibt) entnehmen. Problematisch wird das dann schnell im Ausland.
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Uns bekannte Besonderheiten in Europa:
Italien: Pflicht zum Tragen einer Schwimmhilfe nach ISO 12402-5 bei einem Abstand von mehr als 300 m zum Ufer
Frankreich gilt auf dem Meer bei einem Abstand von mehr als 300 m zum Ufer:
Pflicht zum Tragen mindestens einer Schwimmhilfe nach ISO 12402-5
Pflicht zu einem Doppelkammer (!) inflatable SUP oder ein Hardboard
D-A-CH (Bodensee): Pflicht zum Mitführen einer Schwimmhilfe nach ISO 12402-5, Beschriftung des Boards mit Namen und Adresse des Halters obligatorisch
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Ihr wollt Euer SUP mit einem nachhaltigem Adress-Anhänger aus Holz versehen? Dann schaut mal bei Spatzelsup.de (*Affiliate Link) vorbei. Unter “Accessoires” gibt es tolle SUP Board Schilder aus Birkenholz.
Schritt 7 – Ausrüstung
Stehende Gewässer (See und Meer)
- Board
- Pumpe
- Finnen
- Paddel
- Herbst-Winter-Frühjahr: Neo/Trockenanzug (je nach Wassertemperatur)
- “Schwimmweste”/Restube
- Leash/Safety-Gürtel von °hF mit Quickrelease und Leash
- Erste Hilfe Set
- Rettungsdecke
- Paddelmesser
- Handy in wasserdichter Hülle
- Sonnenschutz
- Brillenband
- Ausreichend zu Trinken und Essen
- Energieriegel/Traubenzucker
- Ersatzklamotten
Fließgewässer zusätzlich
- Wurfleine
- Helm
- Feste Schuhe
- Prallschutzweste (Schwimmweste für Wildwasser)
- keine Leash, oder nur mit Quick-Release!
Wir werden jetzt nicht jeden Punkt unserer Liste einzeln abarbeiten, wollen aber 2-3 Punkte rausgreifen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass wenn etwas passiert, man Dinge benötigt, die man vorher lächerlich fand.
So ist Traubenzucker ein idealer Energiespender wenn man mehrmals – gerade bei Flusstouren – spontan ins kalte Wasser abgestiegen ist. Selbst bei heißen Sommerwetter kann man – blödes Adrenalin und Konsorten – zum Frieren anfangen. Hier hat sich ausserdem die Rettungsdecke bewährt, da sie einen schnell wärmt.
Der Sonnenschutz wird leider auch häufig vernachlässigt. Für den Kopf haben wir ja ein Cap oder im WW den Helm.
Und zum Handy: bitte speichert vor euer Tour die wichtigsten Notfallnummern ein. Dann habt ihr sie sofort zur Hand. Denkt daran, dass die 112 im gesamten europäischen Ausland gültig ist und auf die lokalen Notfallnummern weiterleitet.
Noch was zum Thema Finnen: es gibt verschiedene Shapes bei den Finnen. Wildwasserfinnen sind kurz und lang nach hinten gebogen, „Dolfins“ sind ideal bei Wellen, also am Meer oder stark bewegten Seen und die langen breiten Tourenfinnen sind unsere erste Wahl bei flachem Seewasser.
Und wenn ihr jetzt denkt: lass die man reden. Ich kann paddeln und ich kann schwimmen! Egal ob Profi oder Freizeitpaddler, jeder hat mal seinen persönlichen “Bad-Paddle-Day”! Garantiert!
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Anekdote zum “Bad-Paddle-Day”:
beim Open-Canoe-Festival 2016 an der Drôme, Frankreich hatten wir mit vielen anderen Paddlern ein verklemmtes Kanu zwischen Blöcken herausgezogen und die Erstversorgung der gekenterten Kanuten geleistet. So eine Rettungsaktion ist anstrengend. Wir standen in Trockenanzügen etwa 45 Minuten im Hüfthohen, etwa 8°C kalten Gebirgswasser der Drôme. Da kühlt man irgendwann aus und die Kräfte werden weniger.
Und dann? Nach der Rettungsaktion sind wir am selben Tag nach 10 Jahren unfallfreier Wildwasserpaddellei selbst zwei mal hintereinander gekentert. Ersatzklamotten nass, Traubenzucker aufgebraucht und Stimmung am Tiefpunkt. Wir hatten allerdings eine super Versorgung durch unsere Paddelgruppe vom EKC (Eschweiler Kanu Club). Wir sind nach den beiden Kenterungen noch nie so fixiert und zu 120% aufmerksam gepaddelt, wie die letzten 10 km an diesem Tag.
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Wir haben einen wasserdichten Sack immer vorbereitet in der Ecke stehen. Darin ist unsere ganze „Notfall“-Ausrüstung. Inhalt: Messer, Leine, 2 x Rettungsdecke (wir paddeln ja zu zweit), Erste Hilfe Set (Roll-Doc von Orthovox), Feuerstahl, Teelicht, Flickzeug für die Boards, Traubenzucker. Und bitte nicht vergessen, die Notfallausrüstung von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Und der Einsatz von der Wurfleine und des Restubes sollte man auch immer wieder mal üben. Wichtig ist, dass Ihr eine Routine in der Verwendung der Hilfsmittel bekommt.
Comments (2)
Das mit dem per Anhalter funktioniert nicht kann ich so nicht stehen lassen.
Zu Corona würde ich es natürlich nicht probieren.
Einmal hat mich ein freundlicher Oberpfälzer sogar mit hin und zurück etwa 50km Umweg für ihn zu meinem Auto gefahren. Eigentlich wollte er nach 500m abbiegen zu einer Betriebstankstelle. Da er unbedingt dort tanken wollte bin ich ihm zurück hinterher gefahren, falls ihm doch der Diesel ausgeht.
Lediglich in Cham mußte einmal ich erst einige km laufen, da nur vierspurige Strassen von der Stadt wegführen.
In Eichstädt, dort geht die Bahnlinie zu grossen Teilen an der Altmühl entlang, war ich einmal bereits vom Stadtbahnhof zum Durchgangsbahnhof gefahren. Da dort der Zug jedoch wegen Stellwerksstörung eine gute halbe Stunde verspätung hatte, habe ich mich doch wieder an die Straße gestellt. Mit 3 Fahrzeugen war ich schneller in Dollnstein als der Zug. Da der dritte der Dollnsteiner Verleiher war mit dem ich mich morgens noch unterhalten hatte, landete ich sogar ohne den etwa 1 km Fussmarsch in Dollnstein direkt an der Einsetzstelle.
Da ich miit meinen 1,94m und etwa 90kg sicher auf manche Autofahrer zu gefährlich wirke, geht es sicher für manch einen von Euch noch leichter.
Natürlich habe ich immer eine ungetönte Brille dabei, damit mir die Autofahrerinnen und Autofahrer in die Augen sehen konnen.
Material habe ich da auch nie dabei. Ulli wartet immer an der Ausstiegsstelle, bis ich zurück bin.
Wenn natürlich nur kleine Nebenstrassen am Fluss entlang führen, dann ist mein Fahrrad dabei.
Einige Male habe ich mich auf den Weg gemacht, ohne zu wissen, wie ich zurück komme. Jedesmal fanden sich freundliche Menschen, die mich mitnahmen. Möglichkeit, das Brett sicher unterzubringen. Noch nie musste ich auf ein Taxi zurückgreifen. Ich liebe es, mich „auszusetzen“