Die stille Invasion: Wie die Quagga-Muschel unsere Gewässer bedroht und was Du als SUP-Paddler dagegen tun kannst

Eine unscheinbare kleine Muschel erobert im Verborgenen unsere Seen und Flüsse. Sie hört auf den Namen Quagga-Dreikantmuschel (Dreissena rostriformis bugensis) und stellt als invasive Art – ein sogenanntes Neozoon – eine massive Bedrohung für die ökologische Balance und die Infrastruktur unserer Gewässer dar. Für uns als Stand Up Paddler, die die Natur auf dem Wasser lieben und erleben, erwächst daraus eine besondere Verantwortung. Denn ohne es zu wissen, können wir zu ihrer rasanten Ausbreitung beitragen. Doch mit dem richtigen Wissen und sorgfältiger Pflege unserer Ausrüstung können wir zu einem wichtigen Teil der Lösung werden.

Von Motte123 – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18100019

Was ist die Quagga-Muschel und warum ist sie so gefährlich?

Die Quagga-Muschel, ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum stammend, hat sich in den letzten Jahren in Europa und Nordamerika explosionsartig ausgebreitet. Sie wurde über Ballastwasser von Schiffen und durch den Bootsverkehr in neue Gebiete eingeschleppt und findet in unseren gemäßigten Breiten ideale Lebensbedingungen vor. Einmal in einem Gewässer etabliert, ist sie praktisch nicht mehr zu entfernen.

Ihre Gefährlichkeit ergibt sich aus mehreren Schlüsseleigenschaften:

  • Enorme Filterleistung: Eine einzelne Muschel filtert mehrere Liter Wasser pro Tag, um sich von Phytoplankton zu ernähren. Was zunächst positiv klingt, hat dramatische Folgen. In riesigen Kolonien entziehen sie dem Wasser so viele Nährstoffe, dass für heimische Kleinlebewesen und Fische die Nahrungsgrundlage verschwindet. Das Wasser wird unnatürlich klar, was das gesamte Nahrungsnetz von Grund auf verändert. Felchenbestände, wie im Bodensee, sind dadurch bereits massiv eingebrochen.
  • Explosionsartige Vermehrung: Quagga-Muscheln sind extrem anpassungs- und fortpflanzungsfähig. Sie können sich bereits bei Wassertemperaturen ab ca. 4-5 Grad Celsius vermehren, was eine fast ganzjährige Reproduktion ermöglicht. Ihre Larven schweben wochenlang frei im Wasser und können so über weite Strecken verteilt werden.
  • Besiedlung aller Untergründe: Anders als die bereits bekannte Zebramuschel kann die Quagga-Muschel nicht nur harte, sondern auch weiche Sedimente am Seegrund besiedeln. Sie bildet dichte, teppichartige Kolonien, die den Seeboden bis in große Tiefen vollständig bedecken können. Dabei verdrängt sie heimische Muschel- und Krebsarten.
  • Verstopfung von Infrastruktur: Die Muscheln setzen sich an allem fest, was sich im Wasser befindet. Das betrifft nicht nur Steine und Pflanzen, sondern auch technische Anlagen. Sie verstopfen Ansaugrohre von Wasserwerken und Kühlsysteme von Kraftwerken, was zu Schäden in Millionenhöhe führt. An Stegen, Bojen und Booten bilden sie scharfkantige Krusten.

Für uns als Wassersportler bedeutet das auch: Die Uferbereiche und Badestellen werden von Unmengen an scharfkantigen Muschelschalen übersät, was die Verletzungsgefahr erhöht.

Wie wird die Quagga-Muschel eingeschleppt? Die Rolle von uns SUP-Paddlern

Die Verbreitung der Quagga-Muschel von einem Gewässer ins nächste geschieht selten auf natürlichem Wege. Der Hauptüberträger ist der Mensch, oft unbeabsichtigt und unwissend. Hier kommen Wassersportler ins Spiel.

Die Einschleppung erfolgt auf zwei Wegen:

  • Als “blinder Passagier” am Board: Erwachsene oder junge Muscheln können sich an allen feuchten und schwer zugänglichen Teilen unserer Ausrüstung festsetzen. Besonders gefährdet sind die Finnenkästen, die Bereiche unter dem Deckpad, Ventile oder kleine Ritzen und Kratzer am Board. Da sie auch kurze Trockenphasen überleben können, reisen sie unbemerkt mit zum nächsten See.
  • Als unsichtbare Larven (50–150 µm) im Restwasser: Die größte Gefahr geht von den mikroskopisch kleinen Muschellarven (Veliger-Larven) aus. Sie schweben frei im Wasser und können in kleinsten Wassermengen überleben. Ein paar Tropfen Restwasser an der Naht vom Deckpad eines SUPs, im Finnenkasten, in einem Neoprenanzug oder Trockenanzug, im feuchten Neoprengriff des SUPs oder in den feuchten Leinen reichen aus, um Tausende von Larven in ein neues Gewässer zu transportieren.

Jeder Gewässerwechsel ohne eine gründliche Reinigung und vollständige Trocknung der Ausrüstung stellt somit ein enormes Risiko dar. Ein Paddler, der am Wochenende am stark befallenen Bodensee unterwegs war und sein Board am nächsten Tag ohne Vorsichtsmaßnahmen in einen bisher unbelasteten Alpensee legt, kann unwissentlich eine ökologische Katastrophe auslösen.

Verantwortung übernehmen: So verhinderst Du die Verschleppung

Die gute Nachricht ist: Wir können die Ausbreitung wirksam verhindern. Die Devise lautet: Kontrollieren, Reinigen, Trocknen! Dieser Dreiklang sollte für jeden verantwortungsbewussten Paddler zur Routine werden, insbesondere beim Wechsel zwischen verschiedenen Gewässern.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Reinigung deines SUP-Equipments

Schritt 1: Kontrollieren und Vorreinigen direkt am Gewässer

  • Sichtprüfung: Untersuche dein Board, die Finne(n), das Paddel und sonstige Ausrüstung (Leash, Schwimmweste, Packsack) direkt nach dem Verlassen des Wassers auf sichtbare Anhaftungen. Fühle mit der Hand über den Rumpf und besonders in den Finnenkasten. Fühlt sich eine Stelle rau oder körnig an? Das könnten junge Muscheln sein.
  • Restwasser ablassen: Lasse sämtliches Wasser aus deinem Board (bei Hardboards) und deiner Ausrüstung noch am Ursprungsgewässer ab. Entleere Wasserflaschen und spüle sie aus.

Schritt 2: Die gründliche Reinigung zu Hause

Die Reinigung sollte so schnell wie möglich nach der Tour erfolgen. Je nach Möglichkeit gibt es verschiedene effektive Methoden:

Methode A: Hochdruckreiniger (Die effektivste Methode)

  • Reinige das Board und die gesamte Ausrüstung gründlich mit einem Hochdruckreiniger. Halte dabei genügend Abstand, um die Nähte eines iSUPs nicht zu beschädigen.
  • Heißes Wasser verwenden: Wenn möglich, nutze heißes Wasser mit einer Temperatur von mindestens 45°C, besser 60°C. Die Larven und Muscheln überleben diese Temperaturen nicht. Viele SB-Waschanlagen für Autos bieten Programme mit Heißwasser an.
  • Fokus auf kritische Stellen: Richte den Wasserstrahl gezielt auf den Finnenkasten, die Bereiche um Ventile, unter Gepäcknetzen und an den Kanten des Deckpads. Baue die Finne immer aus, um den Kasten vollständig reinigen zu können.

Methode B: Reinigung von Hand (Wenn kein Hochdruckreiniger verfügbar ist)

  • Verwende eine Bürste und warmes Wasser, idealerweise ebenfalls über 45°C. Ein Schuss Essigreiniger im Wasser kann die Reinigungswirkung unterstützen, da die Säure die Kalkschalen angreift.
  • Schrubbe alle Oberflächen sorgfältig ab. Vergiss nicht das Paddelblatt und den Schaft, die Leash und eventuelle Neoprenschuhe oder -anzüge.
  • Spüle alles anschließend gründlich mit klarem Wasser ab, um Materialschäden durch Essigreste zu vermeiden.

Schritt 3: Der entscheidende Schritt – VOLLSTÄNDIGES Trocknen

Dies ist der wichtigste und zugleich am häufigsten unterschätzte Schritt. Quagga-Muscheln und ihre Larven können in feuchter Umgebung tagelang überleben. Nur vollständige Austrocknung tötet sie zuverlässig ab.

  • Oberflächen trocknen: Wische dein Board und die Ausrüstung nach der Reinigung mit einem Tuch (z.B. Mikrofaser) trocken.
  • Lufttrocknung: Lasse alles für mindestens 48 Stunden, besser noch länger, an einem gut belüfteten, trockenen und sonnigen Ort vollständig durchtrocknen, bevor du es wieder in einem anderen Gewässer benutzt.
  •  Besonderheit iSUP: Bei aufblasbaren Boards ist besondere Sorgfalt geboten. Lasse nach der Reinigung und dem Abtrocknen die Luft aus dem Board und rolle es locker zusammen. Rolle es am nächsten Tag erneut aus, um sicherzustellen, dass auch die Restfeuchtigkeit aus dem Inneren entweichen kann. Öffne das Ventil, damit auch hier die Luft zirkulieren kann.
  • Ausrüstung nicht vergessen: Hänge Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Drybags so auf, dass sie von allen Seiten gut belüftet werden und komplett trocknen können. Spüle auch deine SUP-Pumpe durch und lasse den Schlauch trocknen.

Wichtig: um Dein aufblasbares Board in der Sonne zu trocknen, lass immer soviel Luft ab, dass die Form noch erhalten bleibt. Voll aufepumpte iSUP nie in die direkte Sonne legen! Es besteht eine sehr hohe Berstgefahr.

Zusammenfassend lautet die goldene Regel:


Weiterführende Informationen zu einzelnen Gewässern (Befall, Befahrungsverbote, Hinweise):

(Stand: 14.08.2025 – die Liste wird ständig erweitert)

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