
Nahetour von Norheim zum Rhein-Nahe-Eck
Auf dem zweiten und letzten Abschnitt der Nahe bin ich diesmal alleine mit dem SUP unterwegs. So nehme ich mir noch mehr Zeit, um möglichst viele Eindrücke einzusaugen. Los geht es in Norheim, genau an der Stelle, wo ich das letzte Mal ausgestiegen bin. Traumwandelnd paddle ich auf den Rotenfels zu, der sich durch seine markante Steilwand ankündigt. Diese ist 200m hoch und 1200m lang. Es ist die größte Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien. Er ist sowohl Naturschutzgebiet als auch, in entsprechend geregelten Räumen und Zeiten, Revier für Kletterer und Bergsteiger.
Rotenfels
Vor über 200 Millionen Jahren entstand auf Grund von vulkanischen Aktivitäten ein großer Berg erstarrten Erdenbluts (auch Lava genannt). Da die Nahe ohne eine Beschäftigung sich langweilen und in Depressionen verfallen würde, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht den stolzen Berg höllischer Herkunft über Jahrtausende hinweg Stück für Stück abzufräsen. Da das Bergmassiv nicht fliehen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als diese, aus seiner Sicht schmerzhafte Verstümmelung, über sich ergehen zu lassen. So harmlos, wie das Flüsschen tut, ist es gar nicht. Aus touristischer Sicht ist die Gefräßigkeit und Rastlosigkeit der Nahe natürlich ein Glücksfall.
Schildkröten in Bad Münster
Am Fuß der geschliffenen Erdpustel wurde das Örtchen Bad Münster am Stein gegründet. Mehrere Gradierwerke werten hier die Luft mit jodhaltigem Wasserdampf auf. Dabei wird die Sole, hier eine Lösung von Salz und Grundwasser, hoch gepumpt und über Reisigbündel, die sich in einem riesigen Holzgerüst befinden, laufen gelassen. Die Wasserräder, die man hier vor Ort sieht, trieben einst die Wasserpumpen an. Heute dienen sie dem schönen Schein. Ich traue anfangs meinen Augen nicht, als ich mich dem Wehr von Bad Münster nähere. Eine tellergroße Wasserschildkröte sonnt sich dort auf einem Stein.
Burgruine Rheingrafenstein
Nach dem dortigen Umtragen, geht es unterhalb der Burgruine Rheingrafenstein vorbei. Diese einstige Felsenburg befindet sich auf einem 136 m hohen Felsen, schräg gegenüber dem Rotenfels. Auch sie ist zum erwandern sehr gut geeignet. Wie auf einem Fließband werde ich nach Bad Kreuznach befördert. Und die nächste Wehranlage stellt sich mir in den Weg. Links an der Kajakstrecke umtragen und es kann weiter gehen.
Hinweis zu den Wehren
Generell gilt es sehr bedacht an den Wehranlagen zu sein. Es ist nicht so, dass man eingesogen wird. Man paddelt so nahe an die Kante, bis der Blick über diese gegeben ist. So kann man sich den günstigsten Weg zum Gehen überlegen. Und wer sein Board liebt, der schiebt es nicht, sondern trägt es. Von der Kante wegpaddeln ist kein Problem. Die Strömungsgeschwindigkeit ist nicht so hoch, wie man es befürchtet. Aber ufffpasse musst Du schooo, gell!
Einkehrmöglichkeiten
Den Rosengarten lasse ich stehen und biege am nächsten Wehr nach rechts in den Kanal ein, der Stadteinwärts unter die Brückenhäuser führt, den Wahrzeichen von Bad Kreuznach. Links und rechts sind die Einkehrmöglichkeiten sehr verlockend, doch wegen meinem späten Start, drängt ein wenig die Zeit, um es noch vor Sonnenuntergang, also 21Uhr, bis zum Rhein zu schaffen.
Komischer Vogel
Auf meiner Wasserwanderung unterschreite ich so manche Brücke. Und wie so oft, schauen mich die Leute sehr interessiert an, als ob sie noch nie einen Ex-Kasachen auf einem Surfbrett im Santa Claus-farbenen Trockenanzug gesehen haben. Darauf zu warten, dass diese Zeitgenossen mir ein Stück vom täglichen Brot zuwerfen ist vergeblich. Dafür sind sie wohl zu knauserig. Lieber geben sie es einem anderen Vogel.
Bad Kreuznach
Wer kann eigenes Board hat, kann hier in Bad Kreuznach übrigens bei Elena und Christian Bahmann von WHAT'SUP KH - Nahe Erleben preiswert Stehpaddeln erlernen, Ausrüstung ausleihen, auf betreute Touren gehen. (Nebenbei: Christian ist Weltmeister im Canadier Zweier und hauptamtlicher Kanutrainer am Olympiastützpunkt in Bad Kreuznach, Elena eine erfolgreiche Kajakfahrerin in der Deutschen Kajakszene.) Bald liegt Bad Kreuznach hinter mir und es wird ruhig und grün, so, wie es Valeri mag. Für die Schlepperei an den weiteren Wehranlagen sollte man sich nicht zu schade sein. Hier und da trifft man am Ufer auf Angler. Die scheinen Wassersportler nicht gerade zu mögen, so sparsam, wie sie schauen, wenn ich sie grüße. Fürchten wohl, dass ich ihre Beute verscheuche und sie nach unerträglich aufregenden Stunden am Ufer mit leeren Händen nach Hause kommen.
Mühsamer Endspurt
Die letzten Kilometer ziehen sich ganz schön. Denn der Rhein hat einen hohen Pegel und drückt in die Nahe. Anders als im letzten Sommer gewohnt, steht das Wasser mehr oder weniger und ich muss, wie auf einem See, mir jeden Meter vorwärts erarbeiten. Pünktlich zum Sunset komme ich am Rhein-Nahe-Eck in Bingen an. Mein Wingman Udo, der keine Zeit zum Paddeln hat, aber für einen Feierabendflug sich in die Luft geschwungen hatte, ist zur Stelle und bringt mich zurück zu meinem Auto nach Norheim. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre es um diese späte Uhrzeit einfach zu umständlich und langwierig gewesen. Tagsüber kommt man aber von Bingen problemlos für wenig Geld mit der Bahn entlang dem Nahetal zurück zum Ausgangspunkt. Da lobe ich mir mein iSUP. Alles passt in einen Rucksack und so sind die Rückfahrten recht einfach.
Naturschutzauflagen & Befahrungsverbote
Eine Sache will ich nicht unter den Tisch fallen lassen. Es gibt Naturschutzauflagen, welche ich leider nicht beachtet habe, weil ich aus irgendwelchem Grund davon ausging, dass es auf diesem Abschnitt keine Restriktionen gibt. Erst kurz vor dem Ende kommt mir die Idee die Befahrungsregelungen doch noch zu prüfen, was ich augenblicklich auf dem Wasser tue. Zu spät stellt sich dabei heraus, dass vom 01.04. bis zum 31.10. ein Uferbetretungsverbot vorliegt. Und zwar vom Rotenfels bis 2 km vor dem Rhein an den Nahewehren, sowie der Ufer bis zu einer Länge von 100m unterhalb der Wehre, einschließlich der Inseln, außer an erkennbaren Benutzerstellen in Ortsbereichen. Diese Einschränkungen sind nachvollziehbar und gerechtfertigt, denn um diese Jahreszeit brauchen die Tiere ihre Ruhe für die Aufzucht von ihrem Nachwuchs. A****löcher, wie ich stören sie bei diesem Vorhaben. Dabei achte ich sonst peinlich genau auf solche Auflagen. Als kleine Wiedergutmachung habe ich dem Deutschen Naturschutzbund in Rheinland-Pfalz 50 € Lehrgeld für den Vogelschutz überwiesen. Dieser Ablasshandel lässt mich wieder besser schlafen.
Machen wir uns nichts vor, wohl jede Sportart, welche draußen ausgeübt wird, belastet die Umwelt, eine mehr als die andere. Um die Schädigung möglichst gering zu halten, ist es u.a. von Vorteil nach Möglichkeit Fahrgemeinschaften zu bilden, Tieren aus dem Weg zu gehen, Ufer am besten nicht zu betreten usw. Irgendwo im tiefsten Inneren, weiß man eigentlich was zu tun und zu lassen ist. Die menschliche Plage hat dem Planeten eh schon genug zugesetzt, meist nicht mit böswilliger Absicht, aber das liegt wohl in unserer Natur. (Ja, ich sehe mich als Ökofritzen.)
Detaillierte Infos zur Strecke findet Ihr in den Bildern von der Tour.
Achtung! Am Rhein Nahe Eck gibt es gleich zwei lebensgefährliche Gefahrenstellen:
Starke Strömung im Binger Loch: Bei der Fahrt von Rüdesheim her am rechten Ufer verbleiben. Die Strömung im Binger Loch ist die stärkste im Mittelrheinbereich. Dazu kommen die Tonnen und die relativ schmale Fahrrinne. Wir fahren durchweg zwischen Ufer und Tonnen, sollte kein talfahrendes Schiff auf dem Abschnitt sein kann man auch im rechten Teil der Fahrrinne fahren. Vorschrift ist aber, dass wir uns außerhalb der Fahrrinne befinden sollen und diese wenn notwendig auf kürzesten Weg queren,
Am Binger Mäuseturm ist besondere Vorsicht geboten: In der linken Durchfahrt am Mäuseturm vorbei befindet sich ein Wehr, das bei höheren Wasserständen nicht zu sehen ist. Dann ist eine Durchfahrt möglich. Dieses Wehr hat eine lebensgefährliche Besonderheit: Um den von der Nahe angeschwemmten Schlamm abzutransportieren ist ein Rohr, das mittig unter dem Wehrkörper durchgeht, eingelassen. Dieses erkennt man bei Niedrigwasser an einem Strudel, der oberhalb vorm Wehr steht. Das Wasser und die Sedimente werden nun unter dem Wehr hindurch nach unten gespült. Für Bootfahrer ist dies kein Problem. Bei Kenterungen für Schwimmer aber lebensgefährlich (bei einem Test wurde ein ganzer Baumstamm durchgesaugt). Deshalb: Bei Befahrungen besser rechts am Mäuseturm vorbei! Eine weitere, aber kräftezehrende Möglichkeit besteht darin, dass man zunächst etwa 400 m nach rechts bei starker Gegenströmung stromaufwärts paddelt und dann etwa bei den Schiffsanlegern um die grün-weiße Boje herum in den Strom einfährt.
(Dank an Horst Frankenfeld vom DKV für diese Hinweise. Auch nachzulesen im DKV-Gewässerführer Deutschland Mitte-West.)
Startpunkt: Norheim
Endpunkt: Bingen, Rheinpromenade
Hinweise & Tipps: Auf dieser Strecke sind einige Wehre zu umtragen. Bitte vorsichtig sein und vorher ggf. informieren. Vom 01.04. - 31.10. besteht ein Uferbetretungsverbot der Nahewehre sowie der Ufer bis zu einer Länge von 100m unterhalb der Wehre einschl. der Inseln.
Info zu Transfer zwischen Start- und Endpunkt:
Pausenmöglichkeiten:
Gefahren: gefährliche Stelle (bitte Details in der Tourenbeschreibung lesen)
Eigenschaften: Fluss
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Comments (3)
Vielen lieben Dank für die tolle Beschreibung 😊👍🏻
Von einer Paddelseite habe ich andere Infos zur Befahrung im Sommer:
„ Nur an als Ein/Ausstiegstellen erkennbaren Plätzen innerhalb Ortsbereiche anlanden, die Wehranlagen können 100m vor und nach den Wehren zum Umtragen betreten werden. von 01.04. bis 31.10 ist die Strecke ab Boos bis Niederhausen (6Km) gesperrt.“
https://eifelehrlich.de.tl/Die-Nahe.htm
Vielen Dank für die Beschreibung der Tour!
Wir haben die Nahe dieses Jahr befahren und uns wegen des Hinweises auf dieser und anderen Seiten intensiver mit den Befahrungsregeln auseinandergesetzt.
Hier unser Ergebnis:
a) Zwischen Boos und Niederhausen gibt es im Zeitraum vom 1.4-31.10. einige Abschnitte, die nicht zu befahren sind:
https://naturschutz.rlp.de/Dokumente/rvo/nsg/NSG-7100-176.pdf
b) Zwischen Bad Münster und Bad Kreuznach gibt es im NSG “Ganz und Rheingrafenstein” drei Wehre, bei denen man zwischen 1.4. und 31.10. vorher aussteigen muss und erst 100m weiter flussabwärts wieder weiterfahren kann:
– Wehr bei Einmündung der Alsenz/unterhalb der Pouilly-Brücke
– Salinenwehr unterhalb des Rheingrafensteins (Der Betreiber des Bootsverleihs behauptet, dass hier das Befahren ganz verboten ist – das stimmt nicht)
– Wehr an Kanu-Slalom-Strecke/Salinenbad
https://naturschutz.rlp.de/Dokumente/rvo/nsg/NSG-7100-042.pdf
c) Ab Bad Kreuznach gibt es keine Beschränkungen des Befahrens
Es gibt zwar zwei weitere Naturschutzgebiete, doch das Befahren der Nahe einschließlich der Wehre ist erlaubt:
https://naturschutz.rlp.de/Dokumente/rvo/nsg/NSG-7100-141.pdf
https://naturschutz.rlp.de/Dokumente/rvo/nsg/NSG-7100-111.pdf
LG, jb
Vielen Dank für die schöne Beschreibung der Tour.
Wir haben die Tour dieses Jahr gemacht und deshalb nochmal genauer geprüft, was erlaubt ist und was nicht. Wir kamen zu folgendem Ergebnis:
(1) Vom 1.4. bis 31.10 gilt an den drei Wehren im Bereich Bad Münster und Bad Kreuznach : Das Wehr selbst und der Fluss bis 100m unterhalb des Wehres darf nicht betreten/befahren werden.
Daher muss man hier vor dem Wehr aussteigen und kann ab 101m unterhalb des Wehres wieder einsetzen.
Dies gilt für folgende drei Wehre:
– Wehr bei Einmündung der Alsenz/unterhalb der Pouilly-Brücke in Bad Münster
– Salinenwehr unterhalb des Rheingrafensteins in Bad Münster(Der Betreiber des Bootsverleihs behauptet, dass hier das Befahren ganz verboten ist – das stimmt nicht)
– Wehr an Kanu-Slalom-Strecke/Salinenbad in Bad Kreuznach
(2) Danach (zwischen Bad Kreuznach und Bingen) gibt es keine weiteren Einschränkungen, die das Befahren beschränken.
Das Wehr in der Bad Kreuznacher Innenstadt darf überfahren bzw. zum Übertragen betreten werden.