Pro und Kontra Lidl-Board für Familien

Stand up Paddling: ein riesiger Hype, von keinem See mehr wegzudenken. Gefühlt jeden zieht es aufs Wasser. Jeder muss den “neuen ” Trendsport ausprobieren. Die Kosten sollen sich aber, gerade als Familie, für Neuanschaffungen meist aber in überschaubarem Rahmen halten. Es gilt viele Wünsche vieler Familienmitglieder (auch finanziell) unter einen Hut zu bringen. Da kommen doch die SUP-Angebote von Lidl, Aldi und Co wie gerufen! Aber taugen die SUPs aus dem Discounter auch was? Ist das die Alternative für Familien zum teureren Markenboard? Halten sie qualitativ mit und eignen sie sich überhaupt für das Paddeln mit Kindern?

Wir von SUP and family werfen Pro- und Kontra-Argumente in den Ring und wollen Euch damit bei der Entscheidung etwas unterstützen.

Wie wir zu unseren SUP-Boards gekommen sind – Die Qual der Wahl

Wir paddeln seit 2013, seit 2015 mit eigenen SUP-Boards. Damals gab es auch schon eine große Auswahl, der Markt war aber sehr viel übersichtlicher. Mittlerweile bekommt man eine Auswahl, bei der man sich als Einsteiger wahnsinnig schwer mit einer Entscheidung tut. Sobald man andere Parameter als den Preis mit einbezieht, wird’s schier unmöglich ohne Hintergrundwissen eine gute Wahl zu treffen.

Ob ein SUP aus dem Baumarkt ausreichen kann?

Oliver, der Material-Recherche-Spezialist der Familie, informierte sich und suchte lang im Internet, ließ sich auch telefonisch beraten. Er wollte ein solides, qualitativ hochwertiges Board der Mittelklasse kaufen und so wurde es für mich ein NoveNove Allround Board, das er bei Surf Keppler kaufte. Nachdem auch er Begeisterung am SUP gefunden hatte, kaufte er für sich (wieder bei Surf Keppler) ein Fanatic Air Race. Das NoveNove Board hatte leider im zweiten Jahr ein kleines Loch an der Verklebung, wurde jedoch vom Hersteller gegen ein nigelnagelneues ausgetauscht. Einziges Manko: Es passierte in der Hochsaison und da zunächst alle Boards beim Hersteller vergriffen waren, mussten wir bis in den Herbst mit dem Ersatz warten. Das Fanatic Air Race fahren wir noch immer. Die genannten SUPs haben wir übrigens aus der Vorsaison gekauft und daher einen viel günstigeren Preis erhalten (ca. 600€). Garantieanspruch war trotzdem vollumfänglich vorhanden.

Das PRO zum Lidl-Board und Test von den SUPscouts Jutta und Andreas

Das überzeugendste Argument der Discounter und Baumarkt-SUP-Boards ist sicher zunächst der Preis. Trotzdem sind ca. 250€ viel Geld und sollten trotz des Hypes ums SUPen überlegt eingesetzt werden. Für das Sümmchen wären ja auch ein paar Eintritte in einen Freizeitpark drin…

Auch wenn wir die beim Lidl angebotenen Boards bisher nicht gefahren sind, haben wir trotzdem Erfahrungen aus unzähligen Gesprächen und Facebook-Gruppen gesammelt. Und auf Sizilien und bei Verleihern im Ausland bin ich auch “in den Genuss” gekommen ein günstiges Board zu fahren. Auffällig dabei war und ist bei all unseren Beobachtungen der vergangenen Jahre, dass die günstigen SUP-Boards lange nicht die Stabilität bieten konnten, die ein Marken-SUP-Board geboten hat. Je stabiler Ihr auf einem SUP steht, desto mehr macht der Einstieg aber auch Spaß. Desto eher kann man sich aber auch weiterentwickeln. Ihr wollt Euch gar nicht weiterentwickeln und hegt keine besonderen sportlichen Ambitionen? Ich behaupte aber, dass in jedem ein bisschen Ehrgeiz steckt, man zumindest “eine gute Figur” auf dem SUP machen will und auch einmal ein paar Tricks machen möchte. Für den ein oder anderen ist’s auf einer wackeligen “Banane” (“Fachbegriff” für alle günstigen oder schlecht aufgepumptem SUPs, die sich wie eine Banane durchbiegen), aber auch das erste und letzte Mal gewesen. Das Mistral Board von Lidl (2020) soll wohl deutlich stabiler und keine Banane im Wasser sein. Wenn man es überwiegend als Badeinsel für die Kinder und zum gemütlichen Paddeln über den See nutzen möchte, ist das Geld wohl gut investiert. Wer aber nur etwas sportlicher fahren möchte, muss wenigstens auch in ein weiteres, ein hochwertiges Paddel investieren. Positiv ist, dass beim Set aber gleich eine Leash sowie weiteres Zubehör mit dabei ist. Obwohl man den Kajak-Sitz auch hätte weglassen können. Aber noch sind wir ja bei den positiven Dingen…

Lest selbst für wie gut Jutta und Andreas, die zwei SUPscouts, das Lidl-Board im Test befunden haben:

Ja, scheinbar kann das Lidl-SUP ein erster Einstieg in diese wunderbare Sportart sein, mag man all den Berichten aus Foren Glauben schenken. In den Facebook-Gruppen wird auch häufig von sehr positiven Erfahrungen berichtet. Leider aber auch von geplatzten Boards. Ja, das kommt bei Markenboards auch vor. Der große Unterschied besteht hier aber im Kundenservice: Ihr könnt telefonisch Kontakt zum Kundenservice aufnehmen, man hilft Euch weiter und je nachdem wie der Schaden entstanden ist, wird unserer Erfahrung nach repariert oder Ersatz beschafft. Das sind unsere Erfahrungen mit dem Customer Support von Starboard, Fanatic und NoveNove.

Zurück zum SUP vom Discounter: Wahrscheinlich hätte uns ein Lidl-Board im ersten Jahr zum Ausprobieren vollkommen gereicht. Denn: Im ersten Sommer war die Anzahl an Paddeltagen noch abzählbar. Aber im zweiten Jahr musste es schon ein anderes Board sein, denn ich hing ständig meinem Mann hinterher. Oliver fuhr damals ein SUP-Race-Board und ich musste mich ordentlich ins Zeug legen, um da mithalten zu können. Die Lernkurve war enorm (davon berichten übrigens viele Einsteiger) und das NoveNove durch den Allround-Shape viel zu träge. Außerdem hatten wir nun zwei Boards und so zog es uns öfter an den See und hegten wir schon erste Pläne für kleinere Touren. Ich bin froh, dass es wir auf Qualität gesetzt hatten! Denn das Board mussten wir leider reklamieren, erhielten aber völlig problemlos Ersatz und dieses fährt nun noch immer mit unseren Freunden über die Seen.

Das KONTRA zum Lidl-Board

Ich möchte weniger auf die Qualität des Lidl SUPs eingehen, denn neben dem “Lidl-Board” gibt es auch so viele andere SUP-Marken welche günstige, ja gar billige SUPs anbieten. Und auch Aldi und Baumärkte bieten SUPs an. Um eine valide und seriöse Aussage treffen zu können, müsste man alle Boards genau unter die Lupe nehmen, testen, ihre Langlebigkeit in Bezug zu Markenboards darstellen. Solche Studien fehlen, man kann sich aber wohl auf Erfahrungswerte von Profis verlassen. Alle die, die wir kennen (und das sind viele SUP-Händler von der Küste bis in die Berge) berichten von Kunden, die mit ihren günstigen Boards nicht zufrieden sind und drum nun bei ihnen nach einem besseren Board schauen. Oder sich weiterentwickeln wollen. Oder doch das falsche SUP-Board gekauft haben. Oder festgestellt haben, dass das Fahren auf einem stabilen, hochwertigeren Board doch mehr Freude bereitet. 

Aber wie erkennt Ihr jetzt ein qualitativ gutes Board? 

Um die Qualität innerhalb des Boards einschätzen zu können, müsste man wissen wie bspw. der Dropstitch (das sind die Fäden, die innerhalb des SUPs verarbeitet sind, damit Deck und Unterwasserschiff zusammenhalten) gearbeitet wurden. Konkret finden sich Zahlen dazu nur von Herstellern hochwertiger SUPs. Wie viele Fäden pro Zentimeter wurden verklebt? Aus welchem Material bestehen diese? Wie wurden diese ins Material eingearbeitet- verklebt oder geschweißt? Da kann man als Einsteiger noch eher die Qualität von außen beurteilen, bspw. wie die unterschiedlichen Lagen oder wie das Deckpad miteinander verklebt sind. Hochwertige Boards sind mittlerweile sogar nicht mehr verklebt, sondern geschweißt. Der Unterschied ist immens. Unsere SUPs von Starboard sind dadurch um einiges leichter als die bisherigen, bieten aber zudem auch viele weitere wirklich sinnvolle Optionen wie einen Tragegurt. Besonders Lotta profitiert enorm von ihrem leichten Starboard-Kids-Board.

Ich möchte ein weiteres Argument in den Ring werfen:

Was beim Neukauf eines SUPs, und das nicht nur als Familie, noch eine Rolle spielen sollte, ist die Frage nach der Häufigkeit der Nutzung. Und diese Frage sollte gleich nach dem Wunsch kommen, unbedingt ein SUP auch haben zu wollen. Hand aufs Herz: Was meint Ihr- wie oft werdet Ihr das Board tatsächlich nutzen? Die meisten unserer Freunde nutzen das SUP nur an wirklich ausgeprägten Schönwettertagen. Klar, wer fährt schon gern bei Regen?! Außerdem beschränkt sich die Nutzung auf die Wochenenden. Ja wann denn auch sonst?! Wieviele Tage am See und somit der Nutzung kommen so zusammen? 5? Macht bei 250€ Einkaufspreis eine Tagesausgabe von 50€ allein fürs Paddeln. Oder andersherum: für 250 Euro kann man ca. 20 Mal ein SUP leihen. Wenn man aber so oft eins geliehen hat, ist man definitv so weit, dass man ein qualitativ hochwertiges Board und Paddel fahren will. Ihr meint, dass Ihr das Board dann wieder verkaufen könnt? Wir meinen, dass der Markt an billigen SUPs so gesättigt sein wird, dass man sie schwer losbekommt.

Die Alternative zum Discounter-Board

Ein SUP leihen:

Der Vorteil beim guten Verleiher liegt klar auf der Hand: Ihr habt immer neues Material, das fertig für Euch parat liegt. Ihr habt keinen Stress mit Lagerung, Transport, Trocknung, Pflege. Gerade wenn man als Familie unterwegs ist, gibt’s doch nichts besseres als wenn schon alles griffbereit parat liegt und man nicht noch ein weiteres Teilmit an den See schleppen muss. Wenn Ihr einen guten Verleih aussuchen wollt, achtet darauf, dass sie Euch eine gute Einweisung in Material und Technik geben. Außerdem sollte eine Leash natürlich Standard sein und Schwimmwesten in der richtigen Größe für Kinder vorhanden sein.

Die Kosten fürs Leihen sind überschaubar: Für die Stunde zahlt Ihr zwischen 10-15€ für ein SUP, meist mit Rabatt für weitere Stunden. Ins Verhältnis gesetzt zum 300€-Board vom Discounter kann man da aber sehr oft paddeln gehen. Auch als Familie! Und einen tollen unvergesslichen Ausflug habt Ihr auch noch gemacht!

Und es geht noch günstiger:

Gerhard Leitmeier, SUP-Instructor bei uns im Landkreis Freising verleiht ein SUP für ein komplettes Wochenende mit allem notwendigen Zubehör für 50€. Mittlerweile gibt es viele andere mobile SUP-Verleihe, die ähnliche Angebote machen. Ja, eigentlich hab ich auch lieber mein eigenes Material. Aber mal ehrlich: Muss denn neben dem Schlauchboot, dem Zelt und der Skiausrüstung auch noch ein SUP im Keller stehen? Ich plädiere dafür wieder mehr Wert auf Qualität zu legen: Lieber für das eine geliebte Hobby qualitativ hochwertig ausgestattet sein und für all die anderen tollen Aktivitäten das Material leihen, statt sich den Keller mit billigen Kompromissen vollzustellen.

Ein SUP aus der Vorsaison kaufen:

Sparen lässt sich auch, wenn man keinen großen Wert auf das neueste Design legt. Sollten noch Restposten aus der Vorsaison vorrätig sein, zugegeben in diesem Jahr kaum vorstellbar, lässt sich hier ein Schnäppchen ergattern.

Ein SUP aus dem Verleih kaufen:

Viele, wenn nicht alle, Verleihe verkaufen spätestens zum Saisonende ihr Material zu günstigen Preisen. Hier könnt Ihr Euch außerdem sicher sein, dass man Euch gut beraten kann, welches Board gut zu Euch passt, denn man hat ja Erfahrung.

Fazit

Nach einigen Jahren Erfahrung mit unseren SUP-Boards im Gebrauch als Familie und zahlreichen Berichten aus Facebook-Gruppen raten wir ganz klar zum Kauf im Fachhandel. Bestenfalls konntet Ihr zuvor verschiedene Boards testen (Verleih oder Testivals) und wisst so schon welcher Shape für Euch in Frage kommt. Im Fachhandel bekommt Ihr eine vernünftige Beratung! Ich habe in all den Jahren noch nicht erlebt, dass jemandem zum falschen Board geraten oder etwas aufgeschwatzt wurde. Ganz im Gegenteil: Ich meinte schon es besser zu wissen und entschied mich für das falsche Board, trotz guter Beratung. Ich meinte es besser zu wissen. Mittlerweile habe ich meinen Favoriten gefunden. Und für besondere Touren beispielsweise im Wildwasser oder Paddelanlässe mit Freunden leihe ich zusätzliche Boards aus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weitere Blogbeiträge von SUPscout