Von Berlin in den Spreewald und zurück
Eigentlich hatte ich vor mal die Fulda und die Weser zu "erSUPen". Allerdings war der Wetterbericht für diese Region eher mäßig. Im Süden Brandenburgs waren vier Tage lang, Temperaturen über 20 Grad angekündigt. Na dann, auf zu meinem Lieblingszeltplatz im Spreewald. Diesmal aber nicht mit dem Kajak, sondern mit dem neuen Fanatic 12/6 27,5 SUP-Board. Meine Gepäckplanung war eher üppig, ich hatte alles dabei, für warm und kalt. Dementsprechend war das Board gut beladen.
Von Berlin Hessenwinkel gen Süden
Start war an einem Montag in Hessenwinkel. Auf dem Seddinsee ein Downwinder mit Gepäck kommt auch nicht alle Tage vor. Also Ostwind mit Böen bis 6. Da wurde mir doch vor dem Krüppelsee hinter Neue Mühle doch etwas mulmig, da es dort gut gegen Osten geht....
Aber erstmal durch die Schleuse Neue Mühle. O-Ton Schleusenwärter zu meinem SUP: "Na so viele kommen ja noch nicht mit den Dingern hier lang, und wat machste bei Wind?" Nach der Schleuse ging es noch kurz durch die Kanäle von Neue Mühle. Hier mal ein Bild aus dem letzen Jahr, als Vergleich, fast gleiche Zeit aber noch null Grün.
Kampf gegen den Wind
Dann der Krüppelsee mit dem Wind aus Osten. Dank Marathonerfahrung wusste ich, irgendwann hat jede Quälerei ihr Ende, so dann auch hier. Die Badestelle an der Ecke war erreicht und es gab erstmal einen Sachenbachermüsliriegel.
Dann ging es entspannt die Dahme hoch, jedes Kilometerschild wurde demütig begrüßt. Mann kennt sich ja seit langer Zeit. Auf dem Weg durch Prieros paddle ich so gemütlich vor mich hin und vergesse den Fotoapparat. Kurz vor der Bootsschleppe Prieros kommt noch ein Schlauchboot ganz nah an mich ran, als die nette Frau ein paar Fotos von meinen Pickeln macht, ich sie daraufhin frage ob ich sie auch fotografieren darf da sagt sie doch entspannt auf sächisch: Nee! Warum kommt meine Ironie nie durch? frei nach Marc-Uwe Kling
Highlight des Tages auf der Dahme
Jetzt kommt der schönste Tagesabschnitt, die Dahme ohne alles. Nur mit viel Getier. Jede Menge Kraniche, Biber, Rehe lassen sich im Stehen wesentlich besser beobachten. Zwischendurch die Schleuse Hermsdorfer Mühle.
Dann sind es noch gute 7 km bis Märkisch Buchholz. Die geraten leider zum Wettrennen gegen die Zeit, der dortige Edeka hat nur bis 18:00 Uhr auf. Die Operation gelingt denn auch. Der Wasserwanderrastplatz ist völlig leer, irgendwann kommt dann die Chefin und kassiert 5 Euro für Dusche, Küche. Ein fairer Preis, denke ich.
Die Nacht war dann so frisch, feucht, nass, dass ein Umzug in die Küche notwendig wurde. Mein Biwakzelt hatte ich schlecht getuned für diese Nacht. Und der gute Daunenschlafsack sollte ja auch überleben.
Die Bootsschleppen in Märkisch Buchholz sind kein Problem, da war ich schnell durch. Das Gewässer heißt jetzt Dahme-Umflutkanal. Der Köthener See ist schnell überquert, die Wasserburger Spree hat schon etwas beträchtliche Strömung - das wird wieder der Duracellhase mit mp3 player: So toll ist der Fluss dann doch nicht.
Die Schleuse in Groß Wasserburg ist immer wieder eine Herausforderung für einen Alleinpaddler, da der Hub fast anderthalb Meter hat. Hier ist Artistik gefragt!
Unterspreewald und Oberspreewald
Dann beginnt der Unterspreewald, für mich der schönere, ruhigere Teil des Spreewalds. Seht selbst. Am Spreewald-Gasthaus Petkampsberg gibt es Mittag.
Der Teil danach ist wieder so lala, das kann man auch hören. Lübben mit Schleusendienst, der lokalen Schleusermafia...
Irgendwann bin ich dann im Oberspreewald, schalte den mp3 player aus und der Genuss beginnt wieder. Am späten Abend sind nur noch wenig Verleihboote unterwegs, so dass ich gegen 19 Uhr sehr entspannt am Zeltplatz in Burg aufschlage. Wie gesagt mein Lieblingszeltplatz, da autofrei und gut gelegen.
Dorftour per SUP
Der nächste Tag ergab eine 20 km lange Dorftour um Burg, nur mal so schauen was sich verändert hat. Es gab wohl Geld für Brücken, dementsprechend auch ein paar Sperrungen.
Der Kultnachmittag in der Therme durfte nicht fehlen. Der Wetterbericht war noch entspannt, so dass ich mir am nächsten Tag ein open End vornahm - mal schauen wie weit die Kräfte reichen.
Mein Rückweg geht eigentlich immer ab der Polenzschänke über das Große Fließ, sehr einsam, selten befahren. Nur zwei Bayern begrüßten mich mit: "Servus!" Burg-Lübbener Kanal, schnell an Lübben vorbei.
An der Schleuse Hartmannsdorf knallen zwei "Selbstschleuser" mir die Tore vor der Nase zu. Die örtliche Schleusenmafia, heute mit Familie, entschuldigt sich bei mir. "Die Ollen wollten unbedingt allene!" Egal dort lasse ich mich gern schleusen und verhelfe allen zu drei Sterni.
Petkampsberg ist voll da Feiertag, also weiter über Puhlstrom bis nach Leibsch. Dort quatsche ich ganz frech eine jugendliche Radfahrergruppe an und werde von ihnen geschleust. Für die Jungs learning by doing, nun können sie auch Boote hoch und runter bewegen.
Schleusenwärter müsste man sein
Der Neuendorfer See ist total ruhig, kein Problem. Bis Werder schaffe ich es heute noch. An der Schleuse Alt Schadow arbeitet nur ein Schleusenwärter, das aber von April bis Oktober durchgehend, jeden Tag, im Winter hat er frei. So entspannt wie er wäre ich auch gerne. - Überhaupt Schleusenwärter!
In Werder (Spree) bin ich nicht alleine. Großeltern mit Enkel und Freund zelten hier auch. Da sie ostdeutschen Background haben, trennen uns nur zehn Jahre. Wir haben ein schönes Lagerfeuer und gute Gespräche. Irgendwann schaltet dann jemand den Regen und den Wind ein, die Temperatur sinkt um zehn Grad. Zeit um schlafen zu gehen.
Am nächsten Morgen dann vier Grad. Egal, einmal in Bewegung friere ich eigentlich nicht mehr. Die Spree dampft, das Wasser ist wärmer als die Luft. Alle Angler schlafen noch. In Trebatsch gibt es gutes und reichliches Essen.
Das Wetter ist gegen mich
Dann naht der Glower See bei Nordostwind. Selbst in der Spree sind schon Wellen zu bemerken. Nicht so schön was dann folgt. Das erinnert mich an den Angler vom Vortag: "Das sieht doch total unentspannt aus, das muss doch Spaß machen!" Jetzt gerade hat er wohl recht...
Der Leißnitzsee samt Fähre sind passiert und ich stolpere eher von Boje zu Boje, null Strömung, Wind genau von vorne. Erinnert mich an den Berlin-Marathon am Potsdamer Platz... Aber wie gesagt alles geht vorbei, nach zarten 27 km gebe ich am Spreepark Beskow auf. Es gibt noch ein richtiges Dach über den Kopf, zwar nur der Billardraum aber mit drei Heizungen und Strom!
Sonnig und kalt
Der nächste Tag war sonnig und kalt. Egal! Eigentlich wollte ich in Fürstenwalde im Ruderclub übernachten, aber gleichzeitig fand die Maifahrt (Beeskow-Umfahrt) statt. Da wollten dann die Besatzungen von acht Ruder-Vierern auch schlafen. Heißt: Kein Platz mehr und wieder open End für mich!
Die Bedingungen waren perfekt, ganz schnell war ich in Neubrück. Selbst die Uraltschleuse dort konnte mich nicht bremsen. Am Rastplatz Neubrück war es noch zu früh für den Besuch des Eiscafés. Lohnt sich aber. Ein Blick nach hinten, keine Rückwärtsfahrer zu sehen. Juhu - ich habe die Drahendorfer Spree für mich!
Treiben lassen und genießen
Nun lasse ich mich auch mal treiben und genieße diesen perfekten Fluss. Es sind auch alle wieder da: Eisvogel, Biber, Kranich, Reh, Wildschwein, Feldhase. Im Stehen noch viel perfekter!
Viel zu schnell bin ich in Drahendorf und knalle in ein Rudel Verleihpaddler mit wirklich lachhaften Booten. Selbst vor 20 Jahren in Polen bin ich schon bessere gefahren. Na ja, Augen auf bei der Bootswahl!
Ein Irrer auf dem Surfbrett
Nun beginnt die SOW (Spree-Oder-Wasserstraße)! Zeit für den mp3 player. Der Extrembotaniker Jürgen Feder bringt mich so zum Lachen, dass ein paar Angler mir nur noch einen Vogel zeigen. Klar zieht bekloppt aus, ein lachender Irrer auf einem Surfbrett mit Gepäck. Egal, ich habe mich prächtig amüsiert! Dadurch bin ich ganz schnell in Fürstenwalde, hole Wasser beim Ruderclub und "duracelle" weiter.
An der großen Tränke hilft mir ein Paddler beim Umtragen, auf dem Bootswagen liegt ein Ruderboot aus Königs Wusterhausen mit dem Namen: "Unsere Jugend". Später erfahre ich, das Boot und Namen aus dem Jahr 1936 stammen. Ich hätte eher auf 1954 getippt.
Letzte Etappe: Müggelspree
Ab jetzt fährt das Board wieder von selbst, die Müggelspree bin ich schon sehr oft gefahren. Neu ist der Imbiss in Hangelsberg. Ich esse Abendbrot und nehme normal scharf, die Frau am Tresen sagt, dass sie für die schärfste und semischärfste Mischung Handschuhe anziehen muss. Ich frage mich bloß, wie das ein menschlicher Rachen überlebt. Dann wird es langsam Abend, alle guten Zeltstellen sind belegt. Die Grill- und Graswolken wabern durch die Luft. Na gut, dann eben bis nach Hause durch!
Der Dämeritzsee empfängt mich mit perfekter Stille und Stimmung, noch einen km und ich bin da. Fast 80 km zum Schluss waren ein bißchen viel, aber eine Grenze zu finden ist ja nicht so schlecht.
Brandenburg lohnt sich immer, treiben lassen mit open End ist eine gute Option.
Startpunkt: Kanu-Vereinigung-Köpenick e.V.
Endpunkt: Kanu-Vereinigung-Köpenick e.V.
Hinweise & Tipps: ca. 270 km in 6 Tagen Ich habe die Tour bei meinem Verein der Kanu-Vereinigung Köpenick e.V. gestartet. Der Spot ist allerdings nicht öffentlich. Die Spree-Oder Wasserstraße folgt dem altem Flusslauf der Spree ist aber ein Kanal, wenn auch ein sehr naturnaher. Man sollte sich mental auf 20km Paddeln geradeaus fahren vorbereitenn. Bei Westwind auch nicht einfach. / Die Lebensmittelversorgung ist nur in Märkisch Buchholz, Lübben, Lübbenau, Beeskow, Fürstenwalde möglich. Es gibt außerdem noch ein paar kleinere Restaurants oder Imbissbuden. / Alleine Schleusen ist gar nicht so einfach: einfahren, rausklettern, schleusen, wieder in die Schleuse reinklettern. Kann Akrobatik erfordern.
Info zu Transfer zwischen Start- und Endpunkt:
Pausenmöglichkeiten:
Gefahren: keine Angabe
Eigenschaften: Fluss
Schreibe einen Kommentar
Verknüpfte SUP Spots
Supfux im Mellowpark
KöpenickSupfux Verleih Station direkt im Mellowpark (Europas größter BMX- und Skatepark) in Berlin Köpenick.An der Spree gelegene Anlage für jede…
Kanu-Vereinigung-Köpenick e.V.
BerlinBootshaus der Kanu-Vereinigung-Köpenick e.V. Nicht öffentlich. DKV Mitglieder können den Steg gerne nutzen.
SUP Spots in der Nähe
Kanu-Vereinigung-Köpenick e.V.
BerlinBootshaus der Kanu-Vereinigung-Köpenick e.V. Nicht öffentlich. DKV Mitglieder können den Steg gerne nutzen.
Dürk Mälzer
BrandenburgWir verleihen SUP's für ein paar Stunden oder den ganzen Tag.Auch Kurse bieten wir an vom Einsteigerkurs bis zur Wanderung.…
Seddinsee als Zugangang zum Gosener Graben
BrandenburgVor hier aus gelangt man auf kurzem Weg über den Seddin-See zum Gosener Graben.Dieser Spot liegt im NSG und du…
SUP Verbote in der Nähe
SUP Verbot - Berliner Spree, Oberbaumbrücke - Kanzleramt
BerlinDas Paddeln bzw. SUPen auf der Spree ist in der Berlinger Innenstadt zwischen Oberbaumbrücke und Kanzleramtssteg (km 14,1 - km…
SUP Verbot Krumme Lanke
BrandenburgIm Naturschutzgebiet Krumme Lanke bei Berlin gilt ganzjähriges SUP- und Paddelverbot.
SUP Einschränkung - Spreewald, Lehde
BrandenburgEinige Fliesse in Lehde sind von 11-17 Uhr für Sportboote (darunter fällt alles was kein Kahn ist also auch SUPs)…
SUP Touren in der Nähe
Müggelspree Hangelsberg bis Erkner
BrandenburgKurz hinter Fürstenwalde teilt sich die (Fürstenwalder-) Spree in den breiten Oder-Spree-Kanal und in den alten Spreeverlauf, der ab hier…
Berlin-Touri-SUP-Tour
BerlinEiner meiner größten Wünsche war das Paddeln mit dem SUP auf der Spree. Als gebürtige Berlinerin und SUP-Infizierte ein absolutes…
Comments (2)
Habe die letzten beiden Tage die Teilstrecke Beeskow-Fürstenwalde erpaddelt. Respekt vor deinen 80km am Tag, bin froh 30km zu schaffen. Momentan wird die Schleuse Neubrück er erneuert und entweder trägt man um(bzw ruft einen Transport an der Schleuse zum Oder-Spree Kanal oder nimmt einen 5km ‘Umweg’ von wo man entspannt auf die Drahendorfer Spree Umfragen kann (etwa 20m). Durch den Sommer war die Spree leider zum Großteil zugewachsen mit sehr geringer Fließgeschwindigkeit,vwas bei mir ein häufiges reinigen der Finne bedeutete. Biwakplätze gab es ausreichend, wer sich also mit Wasser versorgt hat, kann entspannt paddeln bis er keine Lust mehr hat und einfach sein Zelt aufschlagen. In Beeskow selbst kann man mit einem inflatabel gut an der Schleuse einsetzen(etwa 1km vom Bahnhof). Wer wie ich in Fürstenwalde aussteigt hat die beste Möglichkeit hinter der Schleuse von Osten aus gesehen. Öffentlicher Steg direkt an der Hauptstrasse. Danke für deinen Tour reicht übrigens. Nächstes Jahr will ich dann die komplette umfährt machen. Wobei ich bezweifel, sie auch in 6 Tagen zu schaffen.
Eine echt tolle Tour,
Wir planen das im nächsten Jahr auch. Bist du von Lübben bis nach Burg auf der Hauptspree geblieben?