Trave ohne Münde
Der Sommer 2015 ist etwas wechselhaft, doch an diesem Sonntag scheint die Sonne vom komplett blauen Himmel und bereitet angenehme 25 Grad. Perfekt für eine Tour im Norden. Am liebsten fahre ich mit dem iSUP "Einwegtouren", bei denen ich öffentliche Verkehrsmittel für den Rückweg nutzen kann. Die Trave stand dabei schon länger auf meiner Agenda und die Entfernung von Bad Oldesloe nach Lübeck schien mir perfekt für einen schönen Nachmitttag.
Ein Parkplatz an der Trave, unweit des Bahnhofs, war schnell gefunden, denn am Wochenende ist der Parkplatz des Finanzamtes und der Polizei frei nutzbar. Und am Ende finde ich über einen perfekten Anleger auch direkt einen tollen Einstiegs aufs Wasser. Dort wird mir dann auch sofort klar, woher der Wind weht. Nämlich von Vorne. Das sollte sich im späteren Verlauf noch des Öfteren als echte Herausforderung darstellen. Aber erst mal hilft die durchaus wesentliche Strömung noch sehr gut gegen die "schnelle Luft".
Erste Hindernisse
Der Fluss ist breit und tief genug, um sehr angenehm paddeln zu können. Es gibt viele lange Wasserpflanzen, die sich in der Strömung wiegen, was aber keine Hindernisse darstellt. Auch eine verschmutzte Finne konnte ich dadurch nicht feststellen. Also, alles toll.
Nach wenigen Minuten taucht dann aber direkt das einzige Hindernis der Tour auf. Ein Alptraum für jeden Paddler bzw. für dessen Finne: ein ca. 20 Meter breites Steinfeld mit genau versetzt liegenden, großen Steinbrocken. Stehend durchpaddeln? Keine Chance. Das Wasser ist flach und somit die Strömung sehr stark und die dicken Brocken liegen so dicht neben- und hintereinander, dass mein 12'6 er Brett kaum durch passt. Halb kniend, mit einem Fuß im Wasser und etwas Geschick gelingt es dann doch, ohne schlimme Felskontakte die Gefahrenzone zu überwinden. Puh, doch danach fließt die Trave weiter, als sei nie etwas gewesen. Na gut, vielen Dank.
Bad Oldesloe liegt nun hinter mir und die Umgebung wird ländlich. Viele schöne Wälder, Wiesen und Weiden ziehen an mir vorbei. Der Wind kommt mir in Böen immer mal wieder in die Quere, aber die immer noch kräftige Strömung hilft mir wirklich gut voran zu kommen. Wie schnell könnte ich wohl sein, wenn ich sogar Rückenwind hätte? Nun, das werde ich heute nicht rausfinden.
Langsam nimmt der Fluss an Breite zu und schlängelt sich in langen Bögen weiter. Hier und da gibt es eine Brücke, dann wieder Wälder und Wiesen, überwiegend ohne Uferwege. Ich genieße die Natur und die Stille und fahre ruhig mit Anschwung von Unten vor mich hin.
Missglücktes Manöver sorgt für Abkühlung
In der Nähe eines kleinen Dorfes kann ich dann einem treibenden Grasbüschel mal nicht ausweichen, und so ist nun doch die Finne zugesetzt, was den Geradeauslauf merklich beeinträchtigt. Bestes Mittel dagegen ist natürlich einfach ein Pivot Turn. Also, wie immer, großer Schritt aufs Heck, Gewicht nach hinten und nen kräftigen Bogenschlag. Was ich dabei aber nicht berücksichtigt habe, der beladenen Bug will heute mal gar nicht so recht aus dem Wasser und wenn die Strömung die Finne quer trifft, gibt es auf einmal nen ganz kräftigen Druck auf die Seite. Es kommt also, wie es kommen muss und ich stehe bauchtief im Wasser. Nun gibt es ja Paddler, die haben tatsächlich eine deutlich Abneigung gegen Wasser. Erstaunlich bei einem Sport, bei dem man durch Fehlern doch gern mal drin liegt. Mir hingegen macht es überhaupt nix aus. Im Gegenteil, die Sonne scheint und mir ist sowieso viel zu warm.
Der Fluss wird immer breiter und die einzigen, die mir gelegentlich begegnen, sind ein paar Angler und die Brücke der A20. Sonst, Natur pur. Allerdings habe ich ebenfalls keine Gastronomie gefunden. Die mitgebrachten Vorräte müssen also reichen.
Viel Wind und wenig Strömung
Mit dem kurvenreichen Verlauf der Trave wird mir eigentlich nie langweilig. Dazu treffe ich das erste Mal auf eine Krautsperre. Also, eine Art Steg, der das Treibgut auffängt. Für nicht motorisierte Wasserfahrzeuge gibt es jedoch extra rechts eine gute Durchfahrt, so dass es kein wirkliches Hindernis darstellt.
Mittlerweile ist die Trave richtig breit, was bedeutet, dass die Strömung leider sehr abnimmt. Dafür nimmt der Gegenwind aber zu. Puh, ... Nun gut, es ist ja schon viel Strecke geschafft. Normaler Weise machen mir 21 Kilometer nicht viel aus. Aber mit dem Wind...
An einer großen, unbeschilderten Flusskreuzung sagt Google Maps, was übrigens bei Wasserwege deutlich besser als Apple-Karten ist, dass es nach links gehen soll. Am Ufer tauchen Spaziergänger und Jogger auf, was eindeutig auch auf die Stadt hinweist. Und bald erheben sich hinter den Bäumen auch schon die ersten Hochhäuser Lübecks. Dazu wird die Trave am linken Ufer von zum Teil wunderschönen Villen gesäumt. Und dann, hinter einer langen Kurve, kündigt sich der lang ersehnte Blick auf die alten Hansestadt an. Von der Kanal-Trave hat man ein wunderschönes Panorama, links mit den Türmen des Holsten Tores in der Mitte die schillernden Boot im Hafen und rechts das beeindruckende Kloster. Einfach toll.
Zieleinlauf in Lübeck
Nun also auf zum Finish. Am besten ist die zweite Abfahrt links, direkt hinter den Booten am Anleger. Dort beginnt der Stadtgraben, der sich nach einer "link-rechts-links-rechts" Kombination zwischen Holstentor und dem Kreisverkehr "Lindenplatz" langschlängelt. Das Ziel ist mir eigentlich wohl bekannt von meiner Wakenitz-Tour aus 2014. Allerdings ist hinter der Brück am Westufer der Ausstieg nun nicht mehr möglich. Aber genauso perfekt kann man an der großen Treppe am Ostufer aussteigen. Auch dort ist genügend Platz um die Luft raus zulassen und alles Rücktransportgerecht zu verstauen. Als Überraschung gibt es sogar noch ein kleines Abschluss-Highlight. Die Treppe endet genau gegenüber des Wahrzeichens der Hansestadt, welches mir, von der Abendsonne angestrahlt, einen richtig schönen Tourabschlusseindruck schenkt.
Nun sind es nur nicht mal mehr 500 Meter nach rechts zum Bahnhof. Netter Weise fährt auch direkt in wenigen Minuten ein Zug, der mich in 16 Minuten zurück nach Bad Oldesloe bringt. Etwas schräg ist, dass diese Verbindungen zwar alle super online und per App angezeigt werden, jedoch ist es nicht möglich, mit dem Handy ein Online-Ticket zu gekommen. Also sollten unbedingt die 5,80 € bar für den Automaten bereitgehalten werden. Im Zug nun noch ein sehr netter Plausch mit zwei jungen Damen, die wohl am Paddel meine Hobby erraten haben und anschließend noch ca. 800 Meter nach rechts aus dem Bahnhof Richtung Polizei/Finanzamt, und ich bin nach einem tollen Tag wieder zurück am Auto.
Ich komme wieder.
Die Trave ist für mich immer eine Reise wert. Das nächste Mal vielleicht von Bad Segeberg nach Bad Oldesloe? Oder von Lübeck nach Travemünde? Mal sehen ...
Hinweise & Tipps:
Info zu Transfer zwischen Start- und Endpunkt:
Pausenmöglichkeiten:
Gefahren: keine Angabe
Eigenschaften: Fluss
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Comments (5)
Wir haben die Tour gestern gemacht. Kurz vor Hamberge gibt es eine Krautsperre, die etwas abenteuerlich zu umfahren ist. Wir waren mit Allroundern unterwegs. Die erste Hälfte der Strecke ist sehr angenehm mit ein bisschen Strömung zu fahren. Der zweite Teil der Strecke bietet keine Strömung mehr, ab hier wird die Tour etwas anstrengender. Zudem sind wir mit der hier erfolgten Zeitangabe überhaupt nicht ausgekommen. 5 Stunden haben wir bis Moisling/Niendorf gebraucht – also nicht einmal bis zum Zentrum, wie in dieser Tour beschrieben. Sehr geübte Supper mit entsprechend guten Tourer- oder Racingboards können das vielleicht innerhalb der Zeitangabe schaffen. Aber nicht der normale Hobby-Supper. 😉 Trotzdem war die Tour wirklich schön, wir konnten unterwegs sogar Eisvögel beobachten.
Aloha Katharina. Schön, dass Euch die Tour gefallen hat, auch wenn Ihr wesentlich länge runterwegs war. Ralf, der die Tour geschrieben hat, ist immer sehr sportlich unterwegs, aber mir erscheint 3 Std. für 27,5 km tatsächlich auch etwas wenig. Ich habe die Zeit mal auf 6 Stunden hochgesetzt und versuche Ralf für ein Feedback zu erreichen. Lieben Gruß, Kati
Ich habe diese Tour am Freitag 19.03.21 gemacht. Es dauerte insgesamt 5 Stunden 56 Minuten. (5 Stunden 4 Minuten Fahrtzeit) . 25.6km.
Ich habe nach der Sohlgleite in Bad Oldesloe angefangen. Ich würde nicht versuchen, über das Sohlgleite zu paddeln. Nach der Sohlgleite befindet sich ein kleiner Steg.
Der Fluss war ziemlich voll und die Strömung war in Bad Oldesloe ziemlich schnell. Ich hatte eine gute Strömung für vielleicht die ersten 15 km.
Dann kam der Wind.
Die letzten 11 km waren sehr anstrengend. Ich überlegte, ob ich aufgeben sollte. An einigen Stellen konnte ich nicht mehr vorwärts kommen und war auf den Knien und paddelte wie ein Verrückter! 😀
Also, ich habe es bis Lübeck geschafft und war froh, als ich fertig war.
Es ist eine sehr schöne Tour und ich werde sie wieder machen, wenn es Westwind gibt.
@Ralf. Vielen Dank für deinen Tourbericht! 🙂
Vielen Dank Ralf für die tolle Beschreibung, habe die Tour gestern gemacht und 5 Stunden gebraucht mit Pausen!!! Ich habe einen Eisvogel gesehen und wurde von einem Schwan angefaucht!!! Auch der Rückweg mit der Bahn hat gut geklappt, es gibt unterwegs allerdings wirklich keine Verpflegung, aber ich habe eine Flasche Wasser von zwei freundlichen Kanuwanderern bekommen!!! Aloha 🌸
Wir sind die Tour von Bad Oldesloe von Klein Wesenberg gestern gefahren. (3:45) Aktuell ist die Durchfahrt unter der Eisenbahnbrücke kurz nach dem Einstieg offiziell gesperrt wg. Bauarbeiten.
Nach einer Streckenbesichtigung vom Ufer aus, sind wir durchgefahren. Dies war nur möglich, da am Sonntag nicht gearbeitet wird.!!!
der nächste sichere Einstieg, auch nach einer kleinen Strohmschnelle ist hier:
https://maps.app.goo.gl/TyX45TEZ7MUBZgLR8
Danach ist die Tour problemlos zu fahren!