SUP im Verein oder Verband – warum?

Gibt es eigentlich Stand Up Paddling Vereine? Und Verbände, die sich für die Interessen von uns SUPern einsetzen? Welche Vorteile hat es, wenn wir SUPer uns im Verein organisieren? Und was kann ein übergeordneter Verband für das Stand Up Paddling tun?

Wir haben Horst Frankenfeld, Referent SUP Breitensport im Deutschen Kanu-Verband (DKV) dazu befragt. Der DKV bildet gemeinsam mit dem Deutschen Wellenreit Verband (DWV) und der German Stand Up Paddle Association (GSUPA) die Stand Up Paddle Alliance Germany (SUP-AG), die sich die Förderung und Koordination des SUP Leistungssports mit gemeinsamen Meisterschaften und Regeln auf die Fahne geschrieben hat.

Horst, die meisten Stand Up Paddler wissen vermutlich gar nicht, dass Ihr als Kanuverband Euch auch für SUP einsetzt. Dabei liegt das ja eigentlich nahe: Kanuten und SUPer sind auf den gleichen Gewässern unterwegs, benötigen die gleiche Infrastruktur und sind auch inhaltlich nicht so weit voneinander entfernt. Was tut der DKV denn konkret für die SUPer? 

Woran wir arbeiten ist angefangen von den Befahrungsregeln, den Schleusennutzungen, der Einstufung von SUP in die Art der Wasserfahrzeuge usw. ein weites Feld. Zudem bieten wir natürlich auch Ausbildungen für Instruktoren an. Alles wichtige Dinge, damit Stand Up Paddeln auch in Zukunft erlaubt bzw. nicht auf immer mehr Gewässern verboten wird.

Nun sind ja viele SUPer gar nicht in einem Kanuverein aktiv bzw. sehen sich eher als Einzel- und nicht als Vereinssportler. Warum macht eine Mitgliedschaft im DKV für uns SUPer Sinn?

Der größte Vorteil ist – gerade für Tourenpaddler – sicherlich die bestehende Infrastruktur aus Bootshäusern. Als Mitglied im DKV dürft Ihr diese nutzen und erhaltet so an vielen Gewässern einen guten und teilweise sogar exklusiven Zugang zum Gewässer. Zudem bieten Euch die Bootshäuser gute und günstige Übernachtungsmöglichkeiten (z.B. für mehrtägige Touren). Hinzu kommt natürlich der Austausch mit erfahrenen Vereinskameraden und damit verbunden ein hoher Wissenstransfer.

Außerdem erhaltet Ihr als DKV Mitglied Rabatt auf die Ausbildungskurse des DKV, kostenlose Nutzung von DKV Kontingenten bei Befahrungsregeln, Unterstützung bei Problemen in unserem Sport und könnt im Verein oder auf Verbandsebene mitarbeiten, um unseren Sport weiter zu bringen (Flussführer, Ausbildungs- und Wettkampfrichtlinien).

Gerade der exklusive Gewässer-Zugang, die Nutzung der Bootshäuser und das Austausch mit Gleichgesinnten ist bestimmt für viele SUPer spannend. Wie kann man denn DKV Mitglied werden?

Die erste Anlaufstelle des SUP Interessierten sollte der örtliche Kanuverein sein (Informationen dazu findet Ihr in der Vereinsdatenbank auf der Homepage des DKV). Wenn Ihr da nicht fündig werdet, könnt Ihr auch an mich als DKV SUP Referent Breitensport herantreten (sup@freizeit-kanu.de).

Wer nicht direkt in einem Kanuverein Mitglied werden möchte, kann für 65 € Jahresbetrag übrigens auch Einzelmitglied in einem Landesverband werden und damit ebenfalls alle DKV Vorteile nutzen. Auf der Webseite des DKV findet Ihr alle wichtigen Informationen dazu.

Die Vorteile für mich als einzelnen Sportler liegen damit auf der Hand. Auch für den SUP Sport insgesamt, wäre es ja von Vorteil, wenn wir Aktiven uns im DKV oder einem der anderen beiden Verbände organisieren. Warum? 

Lobbyismus heißt hier die Formel zum Erfolg. Am Beispiel der Lahn kann man das gut veranschaulichen. Dort wird im Rahmen des Projekts „Living Lahn“ mit einem Budget von 15 Millionen Euro versucht den Fluss für alle, Natur und Mensch lebenswerter zu gestalten. An anderen Gewässern in Deutschland ist auch ständig einiges im Umbruch und nur durch den organisierten Sport auf Landes- und Bundesebene kann eine Interessenvertretung stattfinden. Der einzelne Sportler findet in solchen Projekten keine Aufmerksamkeit. Der DKV arbeitet hierbei auch mit dem Deutschen Ruderverband zusammen, um noch mehr Gewicht zu bekommen.

Sind wir mal ehrlich: Längst nicht alle Kanuten freuen sich über die Stehpaddler, mit denen sie neuerdings ihr Revier teilen müssen. Viele belächeln das SUPen noch immer. Bei Euch im Limburger KC ist SUP angekommen und wird sehr intensiv gelebt. Wie kriegt Ihr es hin, dass Kanu und SUP auch in den anderen ca. 1.300 Kanuvereinen nebeneinander funktionieren?

Wenn ein Vereinsmitglied sich ein Board zulegt, wird zwar auch wie Du es beschreibst das belächelt, aber es ist der „Softstart“ für SUP im Verein. Kommen SUP,ler von „außen“ auf den Verein zu, beäugt man die Neulinge schon mehr oder weniger je nachdem wie ein Kanuverein strukturiert ist. Aber das hat man auch wenn jemand mit Wildwasserkajaks zu einem reinen Kanuwanderverein dazu stößt.

Mit einem freundlichen „Steig mal drauf!“ und natürlich dem „Ich würde gerne auch mal ins Kanu steigen.“ werden sich die Türen öffnen. Bei uns fahren SUP und Kajak zusammen auf Tour, ganz selbstverständlich so wie auch Kajak- und Canadierfahrer.

Die große Beliebtheit von SUP bringt ja auch Schwierigkeiten mit sich. Was ist Deiner Meinung nach das größte Problem?

Ein großes Problem ist aus unserer Sicht die Tatsache, dass die meisten SUP Boards nicht im Fachgeschäft verkauft werden. Dadurch fehlen den Käufern jegliche Informationen zur richtigen Nutzung des SUP Boards – und zwar nicht nur, was die Technik angeht, sondern eben auch was die Sicherheit und den Gebrauch in der Natur betrifft.

Viele Stand Up Paddler wissen gar nicht, dass Schwimmweste und Leash zu Ihrer Sicherheit beitragen oder wie gefährlich SUPen sein kann, wenn man z.B. mit einer Fuß-Leash im Fließwasser unterwegs ist. Auch von Befahrungsregeln oder Verkehrsregeln z.B. auf Binnenschifffahrtsstraßen haben die meisten noch nie gehört.

Das birgt Gefahren für diese Nutzer und bringt uns die über die Gefahren und Anforderungen rund um den Wassersport mit entsprechender Ausbildung versorgt sind, in Bedrängnis.

Wo siehst Du den SUP Sport zukünftig? Was sind Deiner Meinung nach die Herausforderungen?

Für Menschen die zwei oder dreimal im Jahr bei Sommersonne auf das Board steigen, wird alles so bleiben, wie es ist. Diese werden sich da oder dort wundern, wenn behördliche Einschränkungen ergehen, sollten sie diese überhaupt wahrnehmen.

Für den SUPler mit mehr Ambitionen stellt sich die Frage, wie kann ich mein Revier erhalten und natürlich nach Gemeinsamkeiten mit anderen. SUP im Wildwasser boomt zur Zeit sehr stark und auch leistungsorientierte Tourenfahrer brauchen ein Netzwerk.

SUP Sportler über einem Gelegenheitsherumstochern hinaus sind daher eher bereit sich mit Gleichgesinnten zu organisieren. Hierbei bieten die Verbände der SUP Alliance den jeweiligen Neigungen entsprechend eine Perspektive.

Der erste schnelle Lernerfolg, man steht auf dem Board und kommt irgendwie voran, sollte den Neuling in diesem Sport nicht davon abhalten mehr zu wollen und sein Board sicher zu beherrschen. Hier müssen unsere Verbände Ihre Kompetenz in Sachen SUP herausstellen, denn sie sind von den Strukturen dazu bestens aufgestellt.

Lieber Horst, vielen Dank für das ausführliche Gespräch. Wir hoffen, Deine Erklärungen tragen dazu bei, dass sich zukünftig mehr SUPer in Vereinen und Verbänden organisieren, um die gemeinsamen Interessen zu vertreten.

Das Titelfoto zeigt übrigens Horst mit seiner Vereinskollegin Laura und mir auf einer gemeinsamen Lahn-Tour im letzten Sommer. Dabei haben wir direkt das gute Miteinander von Kanu und SUP beim Limburger KC erlebt und auch noch die Übernachtungsmöglichkeit am Vereinshaus nutzen dürfen. 

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