SUPer – eine Gefahr für Vögel?

Jetzt beginnt die Zeit der Sperren im Frühjahr!

Rund um den 01. März jeden Jahres beginnen deutschlandweit die Gewässersperren zum Schutz der brütenden Vögel. Die Sperren dauern meist bis Ende Juni/Mitte Juli. Einen guten Überblick, ob euer Gewässer davon betroffen ist, findet ihr hier bei uns auf SUPscout.de unter SUP Verbote oder beim Deutschen Kanuverband unter „Befahrungsregeln“ und in der Canua-APP. 

Wieso ist es wichtig, sich an die Befahrungsregeln zu halten? Warum kann die Störung der brütenden Vögel fatale Folgen haben? 

Dr. Andrea Gehrold

Wir haben dazu mit Frau Dr. Andrea Gehrold, Gebietsbetreuerin am Starnberger See beim Landesbund für Vogelschutz, ein Interview geführt.

Hallo Andrea, wir hatten ja schon zum Thema RAMSAR und Winterruhezonen zusammengearbeitet. Jetzt stehen ab 01.März wieder die alljährlichen Gewässersperren wegen Vogelbrut an. 

Wieso sind diese Sperren für die Vogelwelt so wichtig?

Gerade Wasservögel nutzen im Jahresverlauf ganz unterschiedliche Lebensräume. Jetzt, im Frühling und Sommer, sind das vor allem Gewässer mit Schilfbereichen und kleinen Inseln, wo die Vögel geschützt brüten und ihre Jungen aufziehen können.  Im Winter sind es dagegen große Seen, die lange eisfrei bleiben, und für zehntausende Zugvögel einen Rückzugsort bieten. Die Befahrungsregeln sehen also je nach Gewässer unterschiedlich aus. Für eine verantwortungsvolle Ausübung des Wassersports bedeutet das, sich vorab über solche (lokalen oder jahreszeitlichen) Regelungen zu informieren und die Tour entsprechend zu planen. Eine nahegelegene und naturverträgliche Alternative lässt sich fast immer finden.

Was passiert, wenn brütende Vögel gestört werden?

Bei Störungen verlassen die Altvögel das Nest. Dadurch kühlen die Eier aus, oder die Jungen bleiben ungeschützt zurück. Nesträuber haben dann leichtes Spiel. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass die Eltern ihre Brut sogar komplett aufgeben.

Hin und wieder erreichen uns Berichte, dass Schwäne auch mal sehr aggressiv ihr Nest verteidigen. Leider sieht man die Nester manchmal erst sehr spät. Wie kann ich als Paddler in solchen Situationen deeskalieren? 

Ja, Schwäne sind da eine Ausnahme. Sie haben kaum natürliche Feinde, sind daher ziemlich selbstbewusst und greifen schon mal offensiv an. Natürlich sollte man dann nicht weiter auf den Vogel zufahren, sondern das Schwanenrevier möglichst ruhig und gerichtet verlassen. Solche direkten Konfrontationen lassen sich vermeiden bzw. entschärfen, wenn man die „Goldene Regel“ befolgt und zu Schilfgebieten immer einen Abstand von mindestens 100 m einhält.

Wir sehen leider immer häufiger Paddler im Sommer, die verbotenerweise in die geschützten Schilfgürtel oder quer durch Seerosen paddeln. Was wird durch dieses Verhalten gestört oder gar zerstört?

Schilf- und Flachwasserzonen sind die wichtigsten Bereiche unserer Gewässer. Sie sind sozusagen die Kinderstube! Nicht nur Vögel brüten hier. Libellen legen auf der Schwimmblattvegetation ihre Eier ab, und ihre Larven klettern auf Pflanzenstängel, um sich zum fertigen Insekt zu verwandeln. Auch Fische laichen in den Uferbereichen. Und später finden die Jungfische hier Versteckmöglichkeiten. Nicht zuletzt werden Schilf und andere Pflanzen geschädigt, wenn die jungen Triebe abbrechen.  

Ganz herzlichen Dank, Andrea für Deine ausführlichen Antworten. Wir hoffen, wir von SUPscout.de können so auf die Empfindlichkeit unserer Umwelt, in der wir uns paddelnder Weise bewegen, hinweisen.

Und zu guter Letzt noch ein Aufruf an alle Paddler: haltet Euch bitte an die Gewässersperren! Respektiert die Kinderstube von Vögeln, Fischen, Amphibien und Insekten!

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