Wie sollten wir SUPer uns verhalten, wenn wir in die Nähe von Fähren kommen? Was ist zu beachten, wenn wir sie passieren möchten? Welche Gefahren gehen von seilgebundenen Fähren aus? Welche Regelungen sind zwingend zu beachten?
Im Zusammenhang mit den Binnenschifffahrtszeichen habe ich Euch auf zwei blaue Schilder aufmerksam gemacht, die Ihr hier noch einmal seht.
Das erste weist auf eine freifahrende Fähre hin, das zweite auf eine seilgebundene. Während erstere noch gut einschätzbar sind und keine größere Gefahr darstellen als andere größere Schiffe – außer der Besonderheit, dass sie den Fluss quert statt ihm zu folgen -, sind seilgebundene Fähren Todesfallen. (Das ist im Wortsinne zu verstehen, also keine Übertreibung!)
Verhalten bei freifahrenden Fähren
Freifahrende Fähren haben grundsätzlich Vorfahrt.
Ausnahmen bestätigen diese Regel, sind für uns jedoch irrelevant. Auch das Schild „Gebot, Signal zu geben“ gilt ausschließlich für die Großschifffahrt. Wir Paddler sollten bereits frühzeitig beobachten, wie oft die Fähre fährt und welche Zeit sie für die Überquerung benötigt. Im Zweifel tun wir das vom sicheren Ufer oder vom Kehrwasser aus.
Die Fähre passieren.
Legt die Fähre an und erkennen wir, dass der Ent- und Beladevorgang mehrere Minuten dauern wird, haben wir in der Regel ein Zeitfenster, das wir nutzen können. Das ist jedoch keine Empfehlung zur Eile! Ein Wettrennen mit einem motorisierten Fahrzeug können wir nicht gewinnen und wird uns bestenfalls Ärger einbringen. Am Sichersten passieren wir eine Fähre am gegenüberliegenden Ufer – noch sicherer dann, wenn wir bemerken, dass die Fähre einen „Heimathafen“ hat, an dem sie längere Zeit liegt.
Fähren agieren hin und wieder unvorhersehbar.
Nähert sich beispielsweise ein Frachter, wird die Fähre unter Umständen stoppen und sogar zurückfahren. Das kann für Kleinwasserfahrzeuge, die hinter der Fähre „durchschlüpfen“ wollen, lebensbedrohlich sein, zumindest aber höchst unangenehm. Wellenschlag und Sog durch die sich beim Aufstoppen plötzlich gegenläufig drehende Schiffsschraube bedeutet Stress, dem wir uns nicht aussetzen sollten.
Verhalten bei seilgebundenen Fähren
Kommen wir zu den seilgebundenen Fähren. Sie können entweder an einem über den Fluss gespannten Seil hängen oder an unter dem Wasserspiegel verlaufenden Kabeln. Bewegt werden sie durch die Strömung mit entsprechend gelegtem Ruder, was sie je nach Wasserstand langsamer oder auch richtig flott werden lässt.
Unterwasserkabel sind gekennzeichnet durch gelbe Schwimmer (Für Euch See-SUPer: Sie sind ähnlich denen, mit denen auch Fischernetze markiert werden.). Das Gefährliche an diesen Gierfähren im Vergleich mit freifahrenden Fähren ist dieses Kabel. Es liegt normalerweise tief im Flussbett, wird aber sobald die Fähre an ihm zieht, nach oben bewegt. Das Kabel kann dabei bis an die Wasseroberfläche wandern und sogar hochschnellen. Das allein sollte uns Paddler unbedingte Vorsicht walten lassen – und das je nach Flussbreite bereits mehrere hundert Meter vor der Fähre!
Passieren einer seilgebundenen Fähre
Kurz gesagt, wenn eine seilgebundene Fähre auf dem Wasser ist, besteht für uns Lebensgefahr. Das ist auch der Grund, warum seilgebundene Fähren ausschließlich dann passiert werden dürfen, wenn sie an ihrem Liegeplatz fest vertäut sind, und auch dann nur auf der gegenüberliegenden Uferseite. Das ist keine Kann-Vorschrift, sondern ein Muss! Nachzulesen ist es hier. www.elwis.de ist im Übrigen nicht nur eine gute, sondern die erste Quelle, die ich selbst nutze, wenn ich meine Touren vorbereite.
Den Stillliegeplatz der Fähre erkennen
Woran man erkennt, wo die Fähre „zu Hause“ ist? Am Schild. Das steht immer auf der Uferseite, auf der sich der Stillliegeplatz befindet. Nochmals: keine Eile! Achtet auf den Fährmann, beobachtet sein Tun. Bereitet er sich zum Ablegen vor oder vertäut er sein Schiff? Ihn zu grüßen ist übrigens eine nette Geste, die Euch als echte „Wassermänner“ auszeichnet.
Verankerungen auf dem Fluss unbedingt meiden.
Nicht immer ist das Kabels am Ufer befestigt, hin und wieder ist es auch auf dem Fluss verankert. Diese Stelle ist gekennzeichnet durch einen großen „Schwimmturm“, der wiederum wie auch Fahrrinnenbegrenzungstonnen ein senkrecht nach unten führendes Seil hat. Diese „Bauten“ sind für uns SUPer ein äußerst risikoreiches Gebiet, das es auch bei stillliegender Fähre zu meiden gilt. Grund ist das Wasserverhalten an Tonnen, das Euch große Probleme bereiten kann – und besagtes Seil, an dem Ihr mit Leash oder Kleidungsstücken hängenbleiben könnt.
Wichtig: Im Fliesswasser die Leash niemals am Fuß befestigen.
Hier komme ich wieder zu meiner fast schon gebetsmühlenhaften Bitte: Befestigt Eure Leash nicht (am Besten niemals, dann seid Ihr immer auf der sicheren Seite) am Fuß, sondern am Körper. Benutzt eine Schnellauslösung – und sei es eine selbstgebastelte mit Klettband. Alles, was Ihr schnell und in Stresssituationen auslösen könnt und getestet habt, funktioniert! Wickelt sich Eure Leash um ein Hindernis im Wasser, spannt sie sich so extrem, dass Ihr keine Chance mehr habt, an Euer Sprunggelenk zu kommen, um die Leash zu lösen. Dazu demnächst mehr.
Die Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt des Stand Up Paddling. Leider wird sie sowohl von Anfängern als auch von fortgeschrittenen Paddlern häufig vernachlässigt. Dadurch entstehen immer wieder (lebens-)gefährliche Situationen.
Wir wollen durch Aufklärung und Sensibilisierung dazu beitragen, dass das SUPen sicherer wird.Bitte helft mit, in dem Ihr selber mit gutem Beispiel voran geht und auch andere Stand Up Paddler auf die bestehenden Gefahren aufmerksam macht. Passt auf Euch auf!
Comments (2)
Hallo Gina, könnte es sein, dass die Fährenschilder vertauscht sind? M.E. ist das erste (obere) für ein seilgebundene Fähre, nicht für eine freifahrende..
Vielen Dank für den informativen Artikel
Aloha!
Die Schilder waren tatsächlich vertauscht. Das wurde heute, 11.05.2020 gefixt.
Andreas